Kirchentag trauert um ehemaligen Präsidenten Helmut Simon

Fulda/Karlsruhe (epd). Der Deutsche Evangelische Kirchentag hat die Verdienste seines ehemaligen Präsidenten Helmut Simon gewürdigt. Der am vergangenen Donnerstag im Alter von 91 Jahren gestorbene Simon habe "das große Wort vom Kirchentag als protestantischer Bürgerrechtsbewegung geprägt", sagte Kirchentags-Generalsekretärin Ellen Ueberschär am Montag in Fulda. Der Kirchentag trauere deshalb um einen besonderen Menschen und engagierten Christen.

Als Präsident der Kirchentage 1977 und 1989 in Berlin habe er die evangelische Laienbewegung in der Bundesrepublik geprägt. Es sei in hohem Maße das Verdienst von Helmut Simon gewesen, den Kirchentag aus der Krise der frühen 1970er Jahre geführt zu haben hin zur Hochphase mit den Friedenskirchentagen der 1980er Jahre, betonte Ueberschär. Simon gehörte 25 Jahre lang dem Präsidium des Kirchentages an.

Der promovierte Jurist war von 1965 bis 1970 Richter am Bundesgerichtshof und danach bis 1987 Bundesverfassungsrichter in Karlsruhe. In seine Richterzeit im Ersten Senat fiel unter anderem das als "Brokdorf-Beschluss" bekanntgewordene Grundsatzurteil, das das Recht auf Demonstrationsfreiheit in der Bundesrepublik stärkte. Immer wieder bezog er öffentlich Stellung zu strittigen Fragen wie Abtreibung, Friedenssicherung oder zum Verhältnis von Staat und Kirche.

Simon wurde 1922 als Sohn eines Landwirtes in Ruh im Bergischen Land geboren. Nach einem Theologie- und Jurastudium begann er seine richterliche Tätigkeit 1953 am Landgericht in Düsseldorf. Als Schüler war Simon während der nationalsozialistischen Diktatur in der illegalen kirchlichen Jugendarbeit aktiv. Während des Zweiten Weltkriegs war er noch zum Kriegsdienst bei der Marine eingezogen worden, im Präsidium des Kirchentags kämpfte er später für eine weitreichende Abrüstung.

Von 1993 bis Oktober 2000 war Simon Präsident der "Zentralstelle für Recht und Schutz der Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen". Im Ruhestand kritisierte er wiederholt Auslandseinsätze der Bundeswehr. Mehrere Jahre lang war er zudem deutscher Delegierter für das Antirassismus-Programm des Ökumenischen Rats der Kirchen in Genf. 1988 erhielt er den Karl-Barth-Preis.

01. Oktober 2013