Internationaler Kongress in Zürich zum Reformationsjubiläum eröffnet

Kirchenbundspräsident: Evangelische Kirchen feiern sich nicht selber

Zürich (epd). Mit einem Gottesdienst im Großmünster von Zürich hat am Sonntag ein Kongress begonnen, auf dem die evangelischen Kirchen das Reformationsjubiläum 2017 vorbereiten wollen. Präsident Gottfried Locher vom Dachverband der Schweizerischen Evangelischen Kirchen und der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider hoben vor der Kongresseröffnung hervor, dass die evangelischen Kirchen in Europa das Jubiläum gemeinsam feiern wollten. Unter den aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen gebe es ein gewachsenes Gefühl der Zusammengehörigkeit.

Rund 300 Kirchenvertreter und Wissenschaftler aus 35 Ländern erörtern bis Mittwoch die Bedeutung der Reformation für Kirche und Gesellschaft in der Gegenwart. Zudem wollen sie sich über Chancen und Perspektiven des 500-Jahr-Jubiläums austauschen. Veranstalter des Kongresses sind der Schweizerische Evangelische Kirchenbund und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD).

Zu dem Vorbereitungskongress werden auch der ehemalige anglikanische Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, und der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch, erwartet. Als weitere Redner sind Generalsekretär Olaf Fykse Tveit vom Weltkirchenrat und Margot Käßmann als Botschafterin des Rates der EKD für das Reformationsjubiläum 2017 angekündigt.

Nach jahrhunderte langem Nebeneinander und Gegeneinander sähen sich die reformatorischen Kirchen heute zu gemeinsamem Handeln in der Welt berufen, sagte Ratsvorsitzender Schneider. Dieses gemeinsame Zeugnis sei umso wichtiger in einer Welt, die in Gefahr stehe, die eigenen religiösen Wurzeln zu vergessen. Auf Leistung und Erfolg getrimmte Menschen benötigten einen Klang, der von der Barmherzigkeit und von der Nächstenliebe spreche.

Schneider nannte das Reformationsjubiläum eine "missionarische Gelegenheit". "Wir können zeigen, dass die reformatorischen Kirchen für die Welt im 21. Jahrhundert wichtige Botschaften bereithalten und einen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit unserer Welt leisten können", sagte der Theologe.

"Die evangelischen Kirchen feiern nicht sich selber. Der Reformation geht es um die Erneuerung der einen Kirche", sagte Kirchenbundspräsident Locher. Gefragt werde nach dem Stellenwert der reformatorischen Botschaft in den evangelischen Kirchen und der Gesellschaft heute. Dabei werde auch erörtert, wie es um die Klarheit und Verständlichkeit der kirchlichen Verkündigung stehe. Das Evangelium im Zentrum sei die Botschaft der Reformation - "eine befreiende, beglückende Botschaft", fügte Locher hinzu.

Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 kirchenkritischen Thesen veröffentlicht. Dieses Datum gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, aus der die protestantischen Kirchen hervorgingen. Bereits seit 2008 bereitet die Evangelische Kirche in Deutschland im Rahmen der sogenannten Lutherdekade das 500-Jahr-Jubiläum vor.

Mit Kongressen und Ausstellungen hatten die evangelischen Kirchen 2009 bereits an den Kirchenreformator Johannes Calvin (1509-1564) anlässlich dessen 500. Geburtstages erinnert. Die Schweizer Reformierten bereiten zudem für 2019 ein "Zwingli-Jahr" vor. Dann wird an den Amtsantritt des Reformators Huldrych Zwingli (1484-1531) als Leutpriester am Zürcher Großmünster vor 500 Jahren erinnert.

07. Oktober 2013