Ratsmitglied Thieme: Kirche sollte nachhaltiger wirtschaften

Berlin (epd). In der evangelischen Kirche und Diakonie bestehen nach Einschätzung von EKD-Ratsmitglied Marlehn Thieme noch Potenziale, um den Prozess der nachhaltigen Entwicklung voranzutreiben. So könnten Kirchen und Diakonieeinrichtungen etwa unabhängig von der Politik eigene Umweltstandards für Dienstwagen legen oder nachhaltig einkaufen. Beispielhaftes Handeln fördere die Motivation zur Veränderung mehr als Appelle, empfiehlt Thieme in einem Beitrag für das evangelische Magazin "zeitzeichen" (November-Ausgabe). Deutsche Bank-Direktorin Thieme ist Mitglied im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Vorsitzende des Rates für nachhaltige Entwicklung.

Viele kirchliche und diakonische Einrichtungen blieben in dem Engagement für Nachhaltigkeit passiv, schreibt Thieme. Dabei gehörten die Kirchen und die Diakonie zu den großen Beschaffern und bewirtschafteten viele Gebäude. Darin liege ein großes Potenzial für nachhaltigen Einkauf, Einsatz erneuerbarer Energien und für Umweltmanagement. Dass ökofaire Beschaffung ein Randthema sei, führt das EKD-Ratsmitglied darauf zurück, dass die kirchlichen Empfehlungen nicht bindend seien und diakonische Einrichtungen ihr Einkaufsverhalten nur zögerlich umstellten. Als vorbildlich lobt Thieme die Initiative "Grüner Gockel", ein speziell für kirchliche Einrichtungen entwickeltes Umwelt-Zertifikat, sowie den Leitfaden für nachhaltige Geldanlagen.

Die Kirche sieht Thieme in der Pflicht, im nachhaltigen Wirtschaften voranzugehen, um dem Anspruch an andere gerecht zu werden. Andernfalls entstehe eine Glaubwürdigkeitslücke mit der Folge, dass die Kirche in der Debatte über Nachhaltigkeit und die Lösung globaler Umweltfragen nicht die ihr abverlangte Rolle spiele. Politik und Gesellschaft erwarteten von den Kirchen, dass sie aus dem christlichen Glauben die Bewahrung der Schöpfung und die Verantwortung für kommende Generationen einforderten. Deshalb sei in der evangelischen Kirche dringend ein breiter Diskurs geboten, um auf eine stärkere Ausrichtung an Nachhaltigkeit in Politik, Wirtschaft und individuellem Verhalten zu fördern.

29. Oktober2013