Weltkirchenrat setzt sich ehrgeizige Ziele für die Zukunft

10. ÖRK-Vollversammlung in Südkorea beendet

Busan (epd). Das südkoreanische Busan war zehn Tage lang Hauptstadt der christlichen Welt. Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK), der mehr als 500 Millionen Christen weltweit repräsentiert, suchte auf seiner 10. Vollversammlung Antworten auf die großen Krisen: Klimawandel, Verfolgung religiöser Minderheiten, mörderische Konflikte wie in Syrien oder die wachsende Kluft zwischen Reich und Arm hielten die 3.000 Teilnehmer in Atem.

Der Gipfel versammelte Menschen aus rund 350 Kirchen und mehr als 100 Ländern. Sie fanden starke Worte - etwa zu einer herrschenden "Ökonomie der Habgier". Die bestehende Weltwirtschaftsordnung sei ungerecht und "gottlos". Das zügellose Profitstreben dränge die großen Massen ins Elend.

Dem Weltkirchenrat wurde zuletzt vorgehalten, sich vor allem mit sich selbst zu beschäftigen. Man betreibe eine ökumenische Nabelschau, beschäftige sich zu sehr mit internen Reformen. Busan könnte die Wende sein. "Der ÖRK nimmt wieder Fahrt auf", sagte der Kasseler Bischof Martin Hein, der wieder in den ÖRK-Zentralausschuss gewählt wurde.

Viele Delegierte forderten, dass sich der Weltkirchenrat weiter konsequent in der Weltpolitik einmischen solle. Der Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Schindehütte, sagte zur globalen Rolle des ÖRK: "Wir dürfen nicht einfach nur Lobbyarbeit für ein bestimmtes Thema oder eine bestimmte Interessengruppe machen. Uns geht es im besten Sinn ums Ganze. Wir müssen die gesamte Schöpfung und alle Menschen im Blick haben."

Südkorea als Tagungsort gab dem Leitthema "Gott des Lebens, weise uns den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden" besondere Brisanz. Der Weltkirchenrat beschloss, konkrete Schritte zur friedlichen Wiedervereinigung der seit mehr als 60 Jahren geteilten koreanischen Halbinsel zu fördern. Doch Korea sei nicht das "einzige Land, in dem die Menschen in einer Gesellschaft leben, die geteilt ist in Armut und Reichtum, in Glück und Gewalt, in Wohlergehen und Krieg", heißt es in der Abschlussbotschaft.

Eine existenzielle Bedrohung erleben etwa die ÖRK-Mitgliedskirchen aus der Pazifik-Region: Sie fürchten um den Verlust ihres Lebensraums durch den Anstieg des Meeresspiegels. Klimaschutz und globale Gerechtigkeit sind daher nach Ansicht des bayerischen Landesbischofs Heinrich Bedford-Strohm nicht zu trennen. "Die reichen Industriestaaten müssen ihren Lebensstil radikal ändern und die natürlichen Ressourcen mit den sich entwickelnden Ländern teilen", sagte der Sozialethiker in Busan, einer Hafenmetropole mit 3,5 Millionen Einwohnern.

Am Ende der Versammlung verabschiedete der ÖRK einen Aufruf für mehr Klimagerechtigkeit. Dafür hatte sich vor allem die EKD starkgemacht: Den "verwundbaren Gemeinschaften", wie im Pazifik, die nicht für die Erderwärmung verantwortlich sind, aber von ihr massiv bedroht werden, müssten Hilfe erhalten.

Busan diente auch als Ort der Annäherung und des Austausches: Das geistliche Oberhaupt der anglikanischen Weltkirche, Erzbischof Justin Welby, etwa zeigte sich beeindruckt von der Fülle der menschlichen Kontakte auf seiner ersten Vollversammlung. Es sei eine "Gelegenheit für echte Begegnungen." So vertieften Vertreter der Pfingstkirchen und der Weltkirchenrat ihren Dialog. Vielen Pfingstgemeinschaften ist der Weltkirchenrat zu liberal, zu politisch und zu wenig fromm.

Der Weltkirchenrat - dem die katholische Kirche nicht angehört - will in Zukunft auch verstärkt auf andere Weltreligionen zugehen. Der interreligiöse Dialog sei Schlüsselthema der Ökumene im 21. Jahrhundert, sagte der frühere ÖRK-Generalsekretär, der Deutsche Konrad Raiser (75), in Busan. Auch der amtierende ÖRK-Generalsekretär, der Norweger Olav Fykse Tveit, erklärte: "Wir müssen die interreligiösen Beziehungen ausbauen."

Wie das genau geschehen soll, könnte auf der nächsten Vollversammlung des größten globalen Kirchenbundes im Zentrum stehen: Wo der Weltkirchenrat in sieben Jahren tagen wird, steht allerdings noch nicht fest.

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