Bremische Kirche protestiert gegen Urne im Wohnzimmer

Bremen (epd). Die Bremische Evangelischen Kirche protestiert gegen gesetzliche Pläne in Bremen, nach denen die Urne mit der Asche eines Verstorbenen in Zukunft für zwei Jahre zu Hause aufbewahrt werden dürfte. Damit würde eine öffentliche Erinnerungskultur nahezu unmöglich machen, wird in einem Beschluss des bemischen Kirchenparlaments vom Mittwoch kritisiert. Angehörigen und Freunden werde ein Ort für ihre Trauer entzogen. Die Kirche trete für eine Beibehaltung der Friedhofspflicht ein, sagte Kirchensprecherin Sabine Hatscher.

Als erstes Bundesland will Bremen ermöglichen, dass Angehörige die Urne mit der Asche eines Verstorbenen in Zukunft für zwei Jahre zu Hause aufbewahren dürfen. Erst dann soll sie in einer Grabstätte beigesetzt werden, die zuvor reserviert und nachgewiesen werden muss. In dem Stadtstaat soll es auch möglich werden, die Asche Verstorbener auf besonderen Flächen außerhalb von Friedhöfen zu verstreuen, wenn der Verstorbene das zu Lebzeiten dokumentiert hat.

Auch die evangelischen Bischöfe von Berlin-Brandenburg und Hannover, Markus Dröge und Ralf Meister, hatten vor wenigen Tagen eine Lockerung des Friedhofszwanges abgelehnt. Die Bremische Bürgerschaft hat den Senat mit der Mehrheit der rot-grünen Regierungsfraktionen beauftragt, eine entsprechende Änderung des Bestattungsrechts auszuarbeiten. Erst kürzlich war Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) auf Distanz zu diesen Plänen gegangen. "Menschen brauchen einen Ort zum Trauern, und dieser Ort ist der Friedhof", sagte der Regierungschef. Ihm sei es "etwas fremd", wenn eine Urne mit in private Räume genommen werden darf, ergänzte Böhrnsen, der in Bremen auch Kirchensenator ist.

27. November 2013