Evangelisches Echo auf Papst-Schreiben

Das Apostolische Schreiben von Papst Franziskus stößt überwiegend auf Zustimmung. Auch Protestanten begrüßen darin einen "Ton des Aufbruchs", selbst wenn der Text "typisch katholisch" sei.

In dem am Dienstag, 27. November,  im Vatikan vorgestellten Dokument "Evangelii gaudium" (Freude des Evangeliums) verlangt Papst Franziskus eine tiefgreifende Reform der katholischen Kirche. Alle Gläubigen sollten an Entscheidungsprozessen mehr beteiligt werden. Grundauftrag eines jeden Christen sei zudem die konkrete Hilfe für Arme und die Bekämpfung der Ursachen von Armut. Franziskus verlangt auch mehr Engagement im Kampf gegen den Menschenhandel und eine soziale Umformung der aus seiner Sicht ungerechten Weltwirtschaftsordnung

In der evangelischen Kirche wird dem Reformprogramm von Papst Franziskus ein eigener "Ton des Aufbruchs" bescheinigt. Dieser ziele in die Gegenwart, sei aber dennoch "typisch katholisch". Das Apostolische Schreiben atme einen "neuen, frischen Geist, einen Geist der Güte und der Barmherzigkeit, der Zuwendung und der Nähe zu den Menschen", ohne allerdings die Lehren der römisch-katholischen Kirche substanziell zu verändern, sagte Vizepräsident Thies Gundlach vom Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) dem Evangelischen Pressedienst.

In dem Papst-Schreiben ist nach Ansicht des evangelischen Ökumene-Experten, Landesbischof Friedrich Weber, das Werben für eine neue missionarische Ausrichtung durch die persönliche Begegnung mit Jesus Christus eindrucksvoll. Weber sprach von einem "Aufruf zur Umkehr", der von dem Apostolischen Schreiben ausgehe. An erster Stelle stehe die Kraft des Evangeliums, erst danach würden mit Blick auf die gesellschaftlichen Herausforderungen wie Armut, Hunger und Reichtum ethische Folgerungen gezogen, sagte der lutherische Catholica-Beauftragte dem epd.

Für die katholische Kirche empfehle der Papst Reformen auf allen Ebenen, einschließlich des Papstamtes. Ein Prozess der Dezentralisierung könnte die örtlichen Bischofskonferenzen stärken, sagte Bischof Weber. Er bedauerte, dass in dem Abschnitt zur Ökumene Franziskus lediglich die Tradition der Synodalität der Orthodoxen erwähne, von der Katholiken lernen könnten. Hier hätte er sich gewünscht, dass auch die reformatorischen Kirchen in den Blick genommen würden, sagte der evangelische Theologe. Als "plakativ" und undifferenziert wertete Weber Äußerungen des Papstes, in denen er für eine "arme Kirche für die Armen" plädiere.

27. November 2013

EKD-Theologe Gundlach lobt Papst-Schreiben