Mandela-Trauerfeier im Berliner Dom: Altbischof würdigt Einsatz für Versöhnung

Berlin (epd). Der Andrang vor dem Kondolenzbuch der südafrikanischen Botschaft ist groß. Am Mittwochabend liegen zwei ledergebundene Bände mit leeren weißen Seiten im Berliner Dom. Hinter beiden bildet sich eine Schlange. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Botschaft haben zur Trauerfeier für Nelson Mandela eingeladen. Viele Berliner wollen ihre Trauer ausdrücken, ihre Bewunderung für den Freiheitshelden schriftlich hinterlassen.

"Danke, Nelson Mandela", steht kurz vor dem Gottesdienst als letzter Eintrag im Kondolenzbuch. Danach schreibt die siebenjährige Ruby, geboren in Kapstadt, ihren letzten Gruß. Bei der Trauerfeier am Dienstag in Südafrika, die sie auf dem Bildschirm verfolgt hat, habe sie geweint, erzählt sie. Am vergangenen Donnerstag war der ehemalige südafrikanische Präsident im Alter von 95 Jahren gestorben.

"Die ganze Welt trauert um diesen ungewöhnlichen, gradlinigen, Versöhnung praktizierenden Menschen und Staatsmann", sagt der evangelische Berliner Altbischof Martin Kruse in seiner Traueransprache. Das gilt auch für Berlin. Im Dom, der mehr als 1.600 Sitzplätze beherbergt, ist jede Bank besetzt.

"Am 5. Dezember 2013 verlor der hellste Stern am südafrikanischen Himmel sein Licht für immer", sagte der Botschafter Südafrikas in Deutschland, Makhenkesi Arnold Stofile. Er erinnerte an Mandelas ausdauernden Kampf gegen die Rassentrennung in seiner Heimat. "Er war ein selbstloser Kämpfer für Freiheit, Gerechtigkeit, Frieden und Wohlstand für alle", sagte er.

Altbischof Kruse erinnerte vor allem an Mandelas Bereitschaft zur Versöhnung. Mandela sei berufen gewesen, nach 27 Jahren im Gefängnis versöhnende Kraft auszustrahlen und die Apartheid zu überwinden, sagte Kruse, der zur Zeit der Freilassung Mandelas 1990 EKD-Ratsvorsitzender war. Er würdigte Mandelas "innere Freiheit" und seine Haltung, nicht die Menschen zu hassen, "sondern das System".

Zur Trauerfeier gekommen war unter anderem Altbundespräsident Horst Köhler. Der EKD-Bevollmächtigte Martin Dutzmann sprach ein Gebet für Mandela. Und während sich auch nach dem Gottesdienst wieder anteilnehmende Berliner ins Kondolenzbuch eintragen konnten, sind dessen Seiten auch knapp eine Woche nach dem Tod des verehrten Staatsmannes fertig beschrieben. Am Donnerstag wollen die Regierungschefs der Länder im Rahmen der Ministerpräsidentenkonferenz ihre letzten Grüße an Mandela hinterlassen.

Hannover, 12. Dezember 2013