Sterbebegleitung statt organisierter Sterbehilfe nötig

Bad Neuenahr (epd). Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, hat sich indirekt für ein Verbot organisierter Sterbehilfe ausgesprochen. "Organisierte Sterbehilfe sehe ich nicht als Weg an, den wir als evangelische Kirche gutheißen", sagte der 55-jährige Theologe dem Evangelischen Pressedienst (epd). In einer Vorlage an die derzeit in Bad Neuenahr tagende rheinische Landessynode werde Seelsorgern geraten, nicht mit Vereinigungen zusammenarbeiten, die organisiert oder gewerbsmäßig eine Förderung der Selbsttötung betreiben.

"Priorität hat für mich eine Sterbebegleitung, die sich um den betroffenen Menschen und sein Umfeld bemüht", betonte Rekowski. Das könne durch eine gute Hospizarbeit und Palliativmedizin geschehen, aber auch durch Angehörige und Freunde oder durch Seelsorger. "Für mich als Christ ist klar: Das Leben ist unverfügbar", sagte der leitende Theologe der zweitgrößten Landeskirche in Deutschland. Er wisse aber auch, "wie hoch kompliziert Lebenssituationen im Einzelfall sein können: Leben und Sterben sind facettenreicher als pauschale Antworten."

Umso mehr sei die Kirche in der seelsorglichen Begleitung von Menschen herausgefordert, die ihrem Leben ein Ende setzen wollen. Menschen dürften in solchen Grenzsituationen des Lebens nicht alleine gelassen werden. "Wichtig ist uns, das Thema Suizid und Suizidabsicht aus einer Tabuzone herauszuholen", sagte Rekowski.

Die Union dringt derzeit auf ein Verbot zur organisierten Hilfe beim Suizid. Prinzipiell ist bisher in Deutschland nur aktive Sterbehilfe verboten. Passive Sterbehilfe, etwa der Verzicht auf lebensverlängernde Maßnahmen, bleibt demgegenüber in Deutschland straffrei. Auch die Beihilfe zum Suizid ist nicht strafbar, solange der Patient ein tödliches Medikament selbst und aus freiem Willen einnimmt.

20. Januar 2014

EKD-Texte 97: Wenn Menschen sterben wollen