Sonntag muss Tag der Besinnung bleiben

Bonn (epd). Der Sonntag bleibt er nach Einschätzung des evangelischen Theologen Eberhard Hauschildt für die Freizeitgestaltung und Selbstbesinnung jedes Einzelnen wichtig - auch wenn er seine religiöse Bedeutung für viele Menschen verloren hat. "Der Mensch braucht Ruhezeiten und den Freiraum, sich mit anderen zu treffen und auszutauschen", sagte der Bonner Theologieprofessor dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dazu könne vor allem der Sonntag dienen. "Deshalb sollte er davor geschützt werden, aus wirtschaftlichen Interessen auf einen normalen Arbeitstag reduziert zu werden."

Das Grundgesetz räume dem Sonntag eine besondere Bedeutung ein. "Hinzu kommen noch die Landesgesetze und die Verordnungen in den einzelnen Kommunen, die über Ausnahmeregelungen - zum Beispiel einen verkaufsoffenen Sonntag - entscheiden können", erläuterte Hauschildt. Im Zuge der Individualisierung sowie der Pluralisierung der Lebensstile habe der Sonntag allerdings in der Öffentlichkeit einen allgemeinen Bedeutungsverlust hinnehmen müssen. Um dieser Bedeutungserosion entgegenzuwirken, habe sich vor einigen Jahren eine Allianz für den freien Sonntag gegründet, der neben der evangelischen und der katholischen Kirche auch die Gewerkschaft ver.di und Landessportbünde angehörten.

Nach Hauschildts Einschätzung steht der Sonntag als Tag der Freizeit und Muße derzeit nicht mehr so stark unter Rechtfertigungsdruck wie noch vor einigen Jahren. "Die ökonomischen Argumente - wie etwa eine Freigabe der Ladenöffnungszeiten am Sonntag - haben nachgelassen", sagte er. "Soziale Komponenten wie Freizeitgestaltung oder Lebensqualität spielen wieder eine stärkere Rolle bei der Bewertung des Tages."

Für den Kirchgang werde der Sonntag nur von einer Minderheit der Bürger genutzt, sagte Hauschildt. So gehen seit den 90er Jahren an einem gewöhnlichen Sonntag etwa vier bis fünf Prozent der Protestanten in den Gottesdienst.

10. Februar 2014