EKD-Auslandsbischöfin Bosse-Huber: Gesprächsfaden zwischen Ukraine und EU darf nicht reißen

Hannover (epd). Die Auslandsbischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bosse-Huber, ruft zu mehr Dialog zwischen der Ukraine und der Europäischen Union auf. Die Doppelstrategie der EU, über Sanktionen nachzudenken, aber auch die Gesprächsfäden nicht abreißen zu lassen, sei "außerordentlich wirkungsvoll", sagte Bosse-Huber am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Zugleich warnte die Theologin vor Schwarz-Weiß-Malerei und dem Klischee von den "guten" Demonstranten und der "bösen" Regierung. Dazu sei die Situation in dem Land viel zu komplex. Ein nachhaltiger Weg zur Konfliktlösung sei nicht ohne Gesten der Versöhnung möglich.

Angesichts des jüngsten Ausbruchs von Gewalt in der ukrainischen Hauptstadt Kiew äußerte sich Bosse-Huber mit großer Sorge: "Wir fordern ein Ende der Gewalt und der Provokation und beten für eine Rückkehr zu friedlichen Demonstrationen." Zugleich rief sie den Staat zur Zurückhaltung auf.

Sanktionen wirkten in der Regel langfristig, fügte Bosse-Huber hinzu. Zudem müsse darauf geachtet werden, dass die Zivilbevölkerung dadurch nicht unnötig hart getroffen werde. Aktuell gehe es eher darum, was man kurzfristig zur Deeskalation tun könne, sagte die EKD-Auslandsbischöfin. Am Donnerstag hielten sich die Außenminister von Deutschland, Frankreich und Polen, Frank-Walter Steinmeier (SPD), Radoslaw Sikorski und Laurent Fabius, zu Gesprächen mit Regierung und Opposition in Kiew auf.

Die kirchliche Landschaft in der Ukraine sei sehr "bunt und zersplittert", erläuterte Bosse-Huber. Angesichts der aktuellen Auseinandersetzung engagierten sich viele Christen zum Beispiel aus den lutherischen, katholischen, den griechisch-katholischen und den orthodoxen Gemeinden sowie den Freikirchen. Viele Geistliche vermittelten zwischen den Konfliktparteien und versuchten, einen Friedensdialog in Gang zu bringen. Die Rolle der Kirchen sei es, auf Gewaltfreiheit zu drängen und "Momente des Innehaltens" zu schaffen.

Auch Menschenrechtsbeobachter könnten vor Ort sicherstellen, dass es nicht zu Übergriffen kommt. Die EKD-Auslandsbischöfin begrüßte in diesem Zusammenhang, dass viele Vertreter der Kirchen, aber auch aus der Politik uneigennützig den Kontakt zu den Menschen in der Ukraine halten. Dadurch werde für internationale Öffentlichkeit gesorgt. Bosse-Huber: "Das hilft außerordentlich." Solche Gesten seien manchmal wirkungsvoller als das, "was vorne auf unseren Zeitungen steht".

20. Februar 2014