Kirchenpräsident Jung: Martin Niemöller hat die Landeskirche geprägt

Darmstadt (epd). Der vor 30 Jahren gestorbene erste hessen-nassauische Kirchenpräsident Martin Niemöller prägt die Landeskirche nach Ansicht von Kirchenpräsidnet Volker Jung bis heute, "mehr als viele vielleicht denken". Niemöllers Wahl im Oktober 1947 sei eine Richtungsentscheidung gewesen, sagte Jung am Montag in Darmstadt. Mit ihm habe die junge Landeskirche einen führenden Vertreter der Bekennenden Kirche an die Spitze gewählt und damit auf einen Neuanfang gesetzt.

Niemöller habe großen Wert darauf gelegt, dass durch gemeinschaftliche Leitungsverantwortung in den Gremien der Kirche eine Anfälligkeit für Totalitarismus wie in den 1930er Jahren vermieden werde. Deshalb habe er für das Leitungsamt auch die Bezeichnung Kirchenpräsident vorgeschlagen, was später auch Eingang in die Kirchenordnung gefunden habe.

Niemöller habe die Kirche auch durch seine Persönlichkeit und durch seinen Kampf gegen die Wiederbewaffnung und die Atomrüstung geprägt, sagte Jung. Zudem habe er sich auf dem Höhepunkt der politischen Eiszeit zwischen Ost und West als "Pionier des Dialogs" hervorgetan. "Niemöller sah es als Auftrag des Glaubens an Jesus Christus, diese Welt so mitzugestalten, dass sie friedlicher und gerechter wird."

Der 1892 im westfälischen Lippstadt geborene Niemöller war 1933 Mitbegründer des "Pfarrernotbundes", aus dem die "Bekennende Kirche" hervorging. Von 1937 bis 1944 saß er als persönlicher Gefangener Adolf Hitlers in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Dachau ein. 1947 wurde er zum ersten Kirchenpräsidenten der hessen-nassuaischen Kirche gewählt. Er war auch stellvertretender Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland und Leiter des Kirchlichen Außenamts, Präsident des Ökumenischen Rates der Kirchen und Präsident der Deutschen Friedensgesellschaft.

03. März 2014