Landesbischof Meister: Fastenzeit ist Chance zur Selbstprüfung

Hannover (epd). Die bevorstehende Fastenzeit bietet nach Ansicht des hannoverschen Landesbischofs Ralf Meister eine "Chance zur kritischen Selbstprüfung". Das Thema der evangelischen Fastenaktion "Selber denken! Sieben Wochen ohne falsche Gewissheiten" wolle dazu anleiten, zur Routine gewordene Positionen und Selbstbilder zu durchleuchten, sagte Meister im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Fasten- oder Passionszeit beginnt mit dem Aschermittwoch (5. März) und dauert bis Ostern.

Auch Gruppen und Gemeinschaften könnten falschen Gewissheiten anhängen, betonte der Theologe. "Das kann Rassismus sein oder ein einfältiger Nationalismus, also die blinde Verehrung von Volk, Vaterland oder Nation." Falsche Gewissheiten entstünden dort, wo Dinge mit einem Absolutheitsanspruch vertreten würden, obwohl sie weder durch Vernunft noch durch das Gewissen geprüft seien.

Im persönlichen Leben seien es beispielsweise Behauptungen, "dass der jeweils eigene Lebensstil der einzig sinnvolle und gute ist". Ein kritisches Durchleuchten absolut gesetzter Ansprüche bringe vieles in Bewegung, sagte Meister.

Auch Religion könne zur falschen Gewissheit werden, warnte der Bischof. Wer die Vernunft im Glauben ausschalte, gerate in die Gefahr, in naive Einfalt oder Fundamentalismus abzugleiten. Vernunft und Glauben hingen aber eng zusammen, unterstrich Meister.

Deswegen stelle die diesjährige Fastenaktion das "Selber denken", den Vernunftgebrauch, in den Mittelpunkt. Auch der eigene Glaube müsse kritisch durchleuchtet werden, ob er anderen Menschen diene oder sie ausgrenze und missachte. Die evangelische Kirche stellt die Fastenzeit seit 1983 unter das Thema "7 Wochen Ohne".

www.7wochenohne.evangelisch.de

04. März 2014