Altbischof Huber hält Ethik im Wirtschaftsstudium für unverzichtbar

Bayreuth (epd). In Wirtschaftsstudiengängen ist nach Ansicht des evangelischen Sozialethikers Wolfgang Huber ethische Bildung unverzichtbar. "Es geht zunehmend darum, in Wertekonflikten selbst Orientierung zu finden", sagte der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Donnerstag in der Universität Bayreuth.

Ein solcher Konflikt zeige sich etwa daran, dass wirtschaftliches Wachstum und Profit vielfach nicht mehr als unentbehrliches Steuerungsinstrument verstanden würden, sondern als gesellschaftliche Werte. "Wenn es nicht einen Ort im Studium der Ökonomie gibt, in dem der Unterschied zwischen Steuermaßstäben und Wertmaßstäben benannt wird, sind Absolventen solcher Studiengänge anfällig dafür, dass sie diese Unterscheidung in ihrer beruflichen Praxis auch nicht anwenden", argumentierte Altbischof Huber.

In seiner Rede beim 6. Bayreuther Ökonomiekongress erinnerte Huber daran, dass die Ökonomie in ihren Ursprüngen ebenso wie Ethik und Politik Teil der praktischen Philosophie gewesen sei. "Dies zeitgemäß weiter zu entwickeln, würde der Aufgabe guttun, Ökonomie neu zu denken", empfahl der Theologieprofessor.

Huber übte Kritik an der Auffassung, dass der Sinn der Wirtschaft in der Erzielung einer möglichst hohen Rendite für die Anteilseigner liege. Die Unternehmensrendite als Prüfstein erfolgreichen Wirtschaftens dürfe jedoch nur ein Mittel zum Zweck, aber kein Selbstzweck sein. Um erfolgreiche Wirtschaft müsse man sich nicht nur um des Erfolgs, sondern um der Menschen willen bemühen, sagte Huber. "Der Zweck der Wirtschaft ist das Wohl des Menschen, nicht das Wohl der Wirtschaft."

15. Mai 2014