Käßmann für differenziertes Luther-Bild

Berlin (epd). Die Reformationsbotschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, hat für eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Reformator Martin Luther (1483-1546) geworben. Das 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017 sollte als Chance begriffen werden, den eigenen Blick zu weiten, sagte Käßmann am Dienstagabend in Berlin bei einer Diskussionsveranstaltung zum Thema "Luthermythen und das Image des Reformators".

Luther habe als Symbolfigur neben seinen genialen Gaben - Sprache, Durchsetzungsfähigkeit, Mut, Glauben und Überzeugungskraft - eben auch Schattenseiten gehabt wie seine Intoleranz, sagte die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende. Das 16. Jahrhundert sei eine Zeit des Umbruchs gewesen und Luther eines seiner prägenden Gesichter. So habe er gemeinsam mit anderen Reformatoren einen gewaltigen Bildungsimpuls gegeben.

Der Berliner Historiker und Luther-Biograf Heinz Schilling plädierte auf der Veranstaltung in der Französischen Friedrichstadtkirche dafür, Luthers Denken und Handeln im historischen Kontext seiner Zeit zu betrachten. Dies sei eine Verpflichtung gegenüber der in den vergangenen Jahren gewachsenen Gedenkkultur in den Gedenkstätten, die sich mit der Gewaltherrschaft im 20. Jahrhundert auseinandersetzen.

18. Juni 2017