Evangelische Auslandsbischöfin: Einen gerechten Krieg gibt es nicht

Genf/Hannover (epd). Die Auslandsbischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bosse-Huber, hält Krieg immer nur für die allerletzte Möglichkeit. "In der Auseinandersetzung in den Kirchen haben wir gelernt, dass es einen gerechten Krieg nicht gibt, der Krieg kann nur die allerletzte Möglichkeit sein, einen Genozid zu verhindern", sagte die Theologin dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Einen Krieg, der den Bedingungen der Gerechtigkeit genügt, gibt es nicht."

Bundespräsident Joachim Gauck hatte kürzlich mit seinem Plädoyer, Militäreinsätze nicht von vornherein zu verwerfen, heftige Kritik ausgelöst. In einem offenen Brief hatten mehrere ostdeutsche Pfarrer Gauck vorgeworfen, die Ideale der kirchlichen Friedensbewegung in der DDR zu verraten. Sie zitieren dabei das Abschlussdokument der Ökumenischen Versammlung der DDR-Kirchen von 1989, das den Verzicht auf militärische Gewalt als einen notwendigen Schritt zur Schaffung einer europäischen und weltweiten Friedensordnung benennt. Gauck war in der DDR selbst Pastor.

Die Auslandsbischöfin erinnerte an die Verpflichtung der Christen weltweit zum gemeinsamen Friedenszeugnis. "Es gibt keinen Frieden ohne Gerechtigkeit", sagte sie. Die Kirchen müssten sich bemühen, Friedensbotschafter zu sein. Sie dürften nicht müde werden, ein Ende der Kampfhandlungen und der Verfolgung von ethnischen Gruppen einzufordern. Der Weltkirchenrat, der 1948 in Amsterdam gegründet wurde und dem heute 345 Mitgliedskirchen weltweit angehören, sei ein "Lautsprecher" für die Stimme des Friedens.

Bosse-Huber gehört dem Zentralausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen an, der ab 2. Juli in Genf tagt. Bei dem Treffen diskutieren die rund 300 Teilnehmer unter anderem Fragen der wirtschaftlichen Gerechtigkeit sowie der Solidarität der Kirchen angesichts des Ressourcenmangels. Die Kirchen müssten politisch werden, sagte Bosse-Huber. "Das Teilen ist eine Grundhaltung, die uns in einer Welt verbindet, die auseinanderfällt, weil jeder zusammenscharrt, was er bekommen kann." Je größer die Ungleichverteilung in der Welt sei, desto unmöglicher werde es, Gesellschaften auf dem Fundament friedlicher Teilhabe zu bauen.

Der Zentralausschuss ist das höchste Leitungsgremium des Ökumenischen Rates der Kirchen. Er kommt etwa alle zwölf bis 18 Monate zusammen und leitet den Weltkirchenrat zwischen den Vollversammlungen. Die Tagung befasst sich insbesondere mit der Umsetzung der Vision von einer "Pilgerreise der Gerechtigkeit und des Friedens", zu der der Weltkirchenrat bei seiner Vollversammlung im vergangenen Jahr in Busan (Südkorea) aufgerufen hat.

26. Juni 2014