Kirchenhistoriker: EKD-Reformationspapier ist sehr wohl ökumenisch

Bonn (epd). Die Diskussion über das Reformationspapier der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) reißt nicht ab. In einem Beitrag für das Internetportal "katholisch.de" verteidigte der Tübinger Kirchenhistoriker Volker Leppin das Dokument gegen Kritik von Kardinal Walter Kasper und bezeichnete es als "zutiefst evangelisch und ökumenisch". Der Kirchenhistoriker hielt dem Kurienkardinal eine ungenaue Lektüre des im Mai veröffentlichten Textes vor. Leppin gehört zu dessen Mitverfassern.

Der frühere vatikanische "Ökumeneminister" Kasper hatte beklagt, die 1999 unterzeichnete Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre von Lutheranern und Katholiken werde in dem EKD-Text "mit keinem Wort auch nur erwähnt". Leppin erwiderte, auf Seite 39 gebe es den Hinweis auf die "römisch-katholische Kirche, mit der die Rechtfertigungslehre zwar gemeinsam formuliert werden kann, aber kirchentrennende Differenzen über das Verständnis des Amtes und der Sakramente bleiben". Dies beziehe sich selbstverständlich auf die Erklärung von 1999.

In dem EKD-Papier werden die theologischen Grundlagen der Reformation dargelegt, vor allem die Rechtfertigungslehre von Martin Luther (1483-1546). Diese sei das "normative Zentrum" der Reformation gewesen sei, schreibt Leppin. Wer das als Ideologie bekämpfe, liege nicht nur theologisch falsch, sondern auch historisch. Die Kritiker hätten offenbar Mühe, Texte in ihrem intendierten Kontext zu verstehen. Die Historiker Heinz Schilling und Thomas Kaufmann hatten der EKD zuvor eine dogmatische Geschichtsdeutung vorgehalten. Die Kritik der Historiker sowie von Kasper bezeichnete Leppin als "eigenartige Allianz".

30. Juni 2014