Bischof Dröge will evangelischen Reformprozess vorantreiben

Landeskirche soll stärker auf Regionen und Ökumene setzen

Berlin (epd). Der Berliner evangelische Bischof Markus Dröge hat zu Reformen in seiner Landeskirche aufgerufen. Neue Ideen sollten dabei jedoch kein lebendiges Gemeindeleben zurechtstutzen oder in vorgefertigte Bahnen lenken, sagte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz bei einem kirchlichen Perspektivkongress am Samstag in Berlin.

Dröge soll künftig auch der Leitung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) angehören. Der EKD-Wahlausschuss hat den 59-jährigen promovierten Theologen dem Kirchenparlament für die Wahl im November vorgeschlagen.

Deutlich geworden sei vor allem, dass die Regionen gestärkt werden müssten, ohne das Gemeindeleben zu vernachlässigen, sagte Dröge dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Sonntag. Auch die ökumenischen Kontakte zur katholischen Kirche, kleinen Kirchen und den vielen fremdsprachigen Gemeinden in Berlin müssten intensiviert werden.

Große Masterpläne über eine ganze Kirche auszubreiten und dann zu sagen, so soll es gemacht werden, sei auf Dauer nicht hilfreich, betonte Dröge. Bei der Suche nach Antworten auf Herausforderungen wie sinkende Mitgliederzahlen müsse vor allem auf die "Kreativität vor Ort" gesetzt werden, um Veränderungen herbeizuführen.

Die Region werde derzeit als neuer Gestaltungsraum entdeckt, betonte Dröge. Positive Beispiele dafür seien Fusionen von Gemeinden und Kirchenkreisen. An dem Kongress im früheren Flughafen Tempelhof nahmen rund 1.000 Kirchenmitglieder teil. Die Landeskirche hat rund eine Million Mitglieder.

Dröge betonte, wichtig sei bei dem Reformprozess auch, die evangelische Tradition der gesellschaftlichen Beteiligung fortzuführen. Glaube sei für die evangelische Kirche nicht Privatsache, sondern öffentliches Anliegen. Deshalb engagiere sich die Kirche auch in der Bildungsarbeit, der Entwicklungshilfe, im sozialen Bereich und weiteren Feldern.

Einen so breiten Gesprächsprozess einer ganzen Landeskirche für ihre eigene Zukunft habe es noch nicht gegeben, sagte Dröge. Neben Gesprächsrunden und Interviews wurde dafür auch ein Konsultationsprozess mit Gemeinden, Kirchenkreisen, Einrichtungen, Werken und Mitgliedern in Gang gesetzt, bei dem Rückmeldungen im Umfang von mehr als 800 Seiten Text zu Fragebögen eingingen.

Der Perspektivkongress stand unter dem Motto "Werktag 2014". Ziel war, Reformideen für die Zukunft der Landeskirche auszutauschen. Inhaltliche Grundlage waren die zehn Thesen "Begabt leben - Mutig verändern", die im Frühjahr von der Landessynode verabschiedet wurden. Themen waren unter anderem "Volkskirche, "Vielfalt", "Klimagerechtigkeit", "Kirche in der digitalen Gesellschaft" und "Mitmenschen in prekären Lebenslagen".

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13. Oktober 2014