Protestanten erinnern an Beginn der Reformation

Frankfurt a.M. (epd). Mit Gottesdiensten und zahlreichen weiteren Veranstaltungen feiern evangelische Christen in aller Welt am Freitag den Reformationstag. Vor fast 500 Jahren, am 31. Oktober 1517, verbreitete Martin Luther (1483-1546) in Wittenberg seine 95 Thesen gegen die kirchlichen Missstände seiner Zeit. Das Datum gilt als Beginn der Reformation, die weitreichende religiöse, politische, gesellschaftliche und kulturelle Folgen hatte.

In Hamburg wird das neue Themenjahr "Reformation - Bild und Bibel" im Rahmen der Lutherdekade eröffnet. Mit der Lutherdekade bereiten Staat und Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) gemeinsam das Reformationsjubiläum vor. Zu einem Gottesdienst und einem Festakt werden neben anderen EKD-Ratsvorsitzender Nikolaus Schneider und Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) erwartet. Die Predigt im Gottesdienst hält EKD-Reformationsbotschafterin Margot Käßmann.

Käßmann und Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs wollen am Reformationstag auf dem "Altonaer Balkon" oberhalb der Elbe drei Apfelbäume pflanzen. Das Pflanzen von Apfelbäumen gilt durch ein Luther zugeschriebenes Zitat als Inbegriff der evangelischen Hoffnung. In Hamburg pflegt die evangelische Kirche seit dem Reformationstag 2011 die Aktion "Reformation der Apfelbäume".

Eebenfalls in Hamburg ehrt die EKD am Reformationstag mit der Martin-Luther-Medaille die ehemalige Bundesfamilienministerin Renate Schmidt (SPD) für deren "wechselvolle Solidarität" zur evangelischen Kirche. Die Laudatio auf die Sozialdemokratin hält der ehemalige bayerische Ministerpräsident und Vizepräses der EKD-Synode, Günther Beckstein (CSU).

Die Lutherstadt Wittenberg feiert den Reformationstag unter anderem mit einem großen Konfirmandentreffen sowie einem historischen Marktspektakel am Wochenende. Bei Gottesdiensten am Freitag predigen EKD-Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber in der Schlosskirche sowie der leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Gerhard Ulrich, in der Stadtkirche.

Zu einer "ChurchNight" werden am Abend des Reformationstages bundesweit mehr als 100.000 Besucher erwartet. Vorgesehen sind Konzerte, Mittelaltermärkte, Aktionsnächte, Erlebniskirchen sowie Jugendgottesdienste mit interaktiven Predigtelementen. Die Veranstaltungen unter dem Motto "Mitmischen - mit mission" seien auch eine Alternative zu Halloween-Partys, teilte das Evangelische Jugendwerk in Württemberg mit, das "ChurchNight" koordiniert.

Ökumenische Akzente setzt die Reformationsfeier der rheinischen evangelischen Kirche in der Kölner Trinitatiskirche. In dem Gottesdienst predigt Präses Manfred Rekowski, der katholische Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki spricht ein Grußwort. Zum zentralen Reformationsgottesdienst der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, die erstmals in Mainz stattfindet, wird auch der ehemalige Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, erwartet.

Neben leitenden Geistlichen treten am Reformationstag auch prominente Politiker als Redner auf. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hält in Templin im Anschluss an einen Gottesdienst einen Vortrag zum Thema "Christlich leben, politisch handeln". In der Trierer Konstantinsbasilika wird die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) zu einer Kanzelrede erwartet, ebenso Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) in der Augsburger Sankt-Anna-Kirche.

Der Reformationstag ist in den ostdeutschen Bundesländern gesetzlicher Feiertag, nicht aber in Berlin und im alten Bundesgebiet gesetzlicher Feiertag. Zum 500. Reformationsjubiläum 2017 ist der 31. Oktober voraussichtlich in ganz Deutschland arbeits- und schulfrei.

Die Medien berichten umfangreich über den Reformationstag. Im Mittelpunkt des ARD-Fernsehgottesdienstes um 10 Uhr steht der restaurierte Cranachaltar in der Weiarer Stadtkirche. Die Predigt hält die mitteldeutsche Bischöfin Ilse Junkermann. Der NDR überträgt die zentrale Feier zur Eröffnung des Themenjahres "Bild und Bibel" live ab 16.10 Uhr. Prominente Protestanten kommen am Abend um 19.05 Uhr im WDR-Hörfunk zu Wort.