Schweizer Reformationsbeauftragter: Luther schuf gemeinsame Identität

Bern (epd). Auch die reformierten Christen in der Schweiz wollen im Jahr 2017 das auf Martin Luther zurückgehende 500. Reformationsjubiläum feiern. Luther sei auch für die reformierten Christen der "Türöffner" gewesen, sagte der Projektleiter des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes für das Jubiläum, Serge Fornerod, dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Bern. Nach den Worten Fornerods funktioniert die deutsch-schweizerische Zusammenarbeit bei den Vorbereitungen des Jubiläums hervorragend. Er warnte die Protestanten zugleich vor übertriebener Selbstkritik. Für die Feier des Evangeliums müsse man sich nicht entschuldigen.
 
Die evangelischen Christen feiern in drei Jahren weltweit die 500. Wiederkehr des legendären Thesenanschlags durch Martin Luther (1483-1546). Das Ereignis am 31. Oktober 1517 gilt als Beginn der Reformation. Sie löste politische, kulturelle und gesellschaftliche Veränderungen aus, die bis heute wirksam sind. Das Jubiläum wird seit mehreren Jahren vorbereitet, in Deutschland seit 2008 mit der sogenannten Lutherdekade und verschiedenen Themenjahren. In der Schweiz sind die meisten Christen nicht lutherisch, sondern reformiert. Prägende Reformatoren waren dort Ulrich Zwingli in Zürich und Johannes Calvin in Genf.
 
Luther habe "den Stein ins Rollen gebracht", unterstrich Fornerod. Trotz aller Differenzierungen der verschiedenen reformatorischen Stränge und Kirchen sei durch den Wittenberger Reformator eine gemeinsame evangelische Identität entstanden. Die Reformation sei eine "europäische Bewegung" gewesen, ergänzte der Außenbeauftragte des Kirchenbundes: "Die internationale und interkulturelle Perspektive ist ein Mehrwert für alle." Deutschland habe bei den Vorbereitungen für das Jubiläum einen "gewissen Vorsprung", sagte der Theologe. Zugleich hätten die dortigen Aktivitäten auch als Startsignal für die anderen Kirchen funktioniert.
 
Fornerod rief die evangelischen Christen zu einer selbstbewussten Reformationsfeier auf. Es sei "ein bisschen merkwürdig, wie wir Protestanten die Selbstkritik verinnerlicht haben". Natürlich wolle man keine Kirchenspaltung feiern. Den Reformatoren sei es nicht um eine neue Kirche gegangen, "sondern um die Wiederentdeckung des Kerns des Evangeliums". Der Beauftragte nannte es "fatal", wenn die Kirchen dies im Jahr 2017 nicht gemeinsam feiern würden. "Dafür muss man sich nicht entschuldigen", sagte er-
 
Der Kirchenbund in der Schweiz sei bei den Vorbereitungen für 2017 "voll im Kurs", unterstrich Fornerod. Die Abgeordnetenversammlung des Kirchenbundes hatte kürzlich ein Jubiläumsprogramm verabschiedet, das nun in die Tat umgesetzt werde. Die reformierten Christen beteiligen sich zudem an den geplanten internationalen Projekten. In Zürich habe die Kirche eine gemeinsame Plattform mit dem Kanton gegründet, sagte Fornerod: "Es stehen also wie in Deutschland staatliche Gelder zur Verfügung." In der Reformationsstadt fand im vergangenen Jahr ein Kongress zum Jubiläum statt. Der Tagungsband, zu dessen Mitherausgebern Fornerod gehört, ist jüngst erschienen.
 
Petra Bosse-Huber/Serge Fornerod/Thies Gundlach/Gottfried Wilhelm Locher (Hg.): 500 Jahre Reformation: Bedeutung und Herausforderungen, Zürich 2014. Theologischer Verlag Zürich, 388 Seiten, 22,80 Euro
 
Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund: www.kirchenbund.ch/de
SEK-Seite zum Reformationsjubiläum: www.ref-500.ch 
Deutsche Seite "Luther 2017": www.luther2017.de