Evangelischer ZDF-Gottesdienst aus Kiew: Pfarrer ruft zu Versöhnung auf

Kiew (epd). Bei einem ZDF-Gottesdienst aus Kiew hat der deutsche evangelische Pfarrer Ralf Haska die Menschen in der Ukraine zur Versöhnung aufgerufen. "Wer nicht wenigstens versucht, mit den Augen des anderen zu sehen, wird zu keinen Lösungen kommen", sagte er bei der Feier am Sonntagmorgen. Die Ukrainer wollten ihr Leben in Freiheit gestalten und die eigene Zukunft planen. Dies sei ihnen lange Zeit abgesprochen worden, ergänzte der Geistliche. Der Gottesdienst in der evangelischen Kirche Sankt Katharinen stand unter dem Leitwort "An der Seite der Menschen".

Haska sagte, die Herrschenden in der Ukraine hätten den Willen des eigenen Volkes nicht mehr wahrgenommen und die Lage falsch eingesetzt. "Es war ihnen egal, wie die Menschen lebten. Wie sie unter der Korruption litten." Der Pfarrer wies auch auf Missstände im Gesundheitswesen und in der Justiz hin. In der Ukraine war im Februar 2014 das Regime von Ministerpräsident Wiktor Janukowitsch gestürzt worden. Bei den Unruhen starben allein auf dem Kiewer Unabhängigkeitsplatz, dem Maidan, mehr als 100 Menschen. Seither herrschen in der Ukraine Gewalt und Krieg. Die Krim wurde von Russland annektiert, den Osten des Landes kontrollieren prorussische Separatisten.

In dem Gottesdienst berichteten Mitglieder der Gemeinde von ihrem Engagement für die Bürger der Stadt. Musikalisch begleitet wurde die Feier durch den Gemeindechor sowie von Organist Bogdan Demjanenko. Die Katharinenkirche liegt unweit des Maidan, mitten im Zentrum von Kiew. Während der Erhebung diente das Gotteshaus als Rückzugsort für die Maidan-Bewegung. Die Deutsche Evangelisch-Lutherische Gemeinde in Kiew geht auf das Jahr 1767 zurück. Nach der Unabhängigkeit der Ukraine 1991 wurde sie neu gegründet.

19. Januar 2015