Landesbischof Bohl sieht Politikverdrossenheit als eine Ursache des Phänomens "Pegida"

Dresden (epd). Besorgt über die "außerordentlich kontrovers" geführte Debatte im Zusammenhang mit der "Pegida"-Bewegung hat sich der Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Sachsens, Jochen Bohl, geäußert. "Da gehen Risse durch die Familien, an den Arbeitsplätzen und in den Kirchgemeinden", beklagte er. Zu einer Podiumsdiskussion unter dem Motto "Was will das Volk?" hatte die Stiftung Frauenkirche in Dresden eingeladen. Er könne sich nicht erinnern, dass in den vergangenen 20 Jahren ein Thema die Menschen so interessiert hätte, sagte Bohl. Den Zulauf bei der "Pegida"-Bewegung machte er auch an "relativ schwachen Institutionen in Sachsen" fest. Auch Kirchen- und Parteimitglieder seien zahlenmäßig in der Minderheit.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hat die Entscheidung der sächsischen Polizei verteidigt, alle Demonstrationen am Montag in Dresden abzusagen. Er sei "einer der wenigen, der die volle Quellenlage kennt", sagte der Minister am Dienstagabend bei der Diskussionsrunde in der Dresdner Frauenkirche. Er halte das Vorgehen für annehmbar. Die Polizei hatte für Montag sowohl die Demonstration der islamkritischen "Pegida"-Bewegung als auch alle Gegendemonstrationen untersagt.

Die Chefredakteurin der "Frankfurter Rundschau", Bascha Mika, betonte dagegen, die Demonstrationsabsage sei eine "falsche Entscheidung" und ein "fatales Signal". Damit sei ein elementares Grundrecht eingeschränkt worden.

Der Dresdner Politikwissenschaftler Hans Vorländer attestierte der Bevölkerung "eine unzureichende Bereitschaft", Demokratie als "ein schwieriges Geschäft" zu akzeptieren. Zugleich betonte er mit Blick auf "Pegida": "Es gibt keinen anderen Weg als den Dialog." Die Menschen müssten wieder Vertrauen gewinnen. Auch Bundesinnenminister de Maizière betonte: "Demokratie ist auch für Bürger anstrengend, nicht nur für Politiker".

Als einen Grund für das Phänomen "Pegida" und die Unzufriedenheit ihrer Anhänger mit der Politik sieht Bischof Bohl auch eine zu geringe Wahlbeteiligung. In den vergangenen Jahren sei die Politikverdrossenheit kultiviert worden, kritisierte er.

Mit der Podiumsdiskussion begann ein neuer Zyklus des Forums Frauenkirche. Er steht unter dem Motto "Am Ende wieder neu". Zu Wort kommen sollen renommierte Persönlichkeiten aus Politik, Gesellschaft und Wissenschaft.

21. Januar 2015

Mit Material von epd