Margot Käßmann: Meinungsfreiheit ist ein Erbe der Reformation

Stuttgart (epd). Die Glaubens- und Meinungsfreiheit in Europa entspringt nach Ansicht der Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsjubiläum 2017, Margot Käßmann, dem Freiheitsgedanken der Reformation. "Wir sind stolz, dass heute in Europa Gewalt nicht mit Gewalt beantwortet wird, sondern mit Demonstrationen für die Freiheit", sagte Käßmann in Stuttgart über die Reaktionen nach dem Terroranschlag auf ein französisches Satire-Magazin. Käßmann räumte aber ein, dass der Protestantismus sich lange mit der Demokratie und der Trennung von Kirche und Staat schwergetan habe.

Die frühere Hannoversche Landesbischöfin warb dafür, das Jubiläum "500 Jahre Reformation" im Jahr 2017 ökumenisch zu feiern. Die Entstehung evangelischer Landeskirchen sollte nicht als "Abspaltung" wahrgenommen werden, sondern als eigener kirchlicher Weg in einer besonderen geschichtlichen Situation. Besonders aktuell ist nach ihrer Einschätzung der von den Reformatoren entwickelte Bildungsauftrag, da heute in Deutschland wieder soziale Herkunft stark die Qualität des Bildungsabschlusses bestimme. Käßmann sprach bei einem ökumenischen Empfang auf der Touristikmesse CMT.

Bei dem Empfang wurde eine Internetseite und eine App für Mobilgeräte freigeschaltet, die Besuchern historischer Kirchen Hintergrundinformationen bietet. Besitzer von Smartphones erhalten auf diese Weise Geschichtsdaten, Fotos auch von unzugänglichen Stellen der Kirche sowie einen Audioguide für verschiedene Standorte innerhalb des Gotteshauses. Die Kirchen-App wurde gemeinsam mit der EKD entwickelt. Sie soll in den nächsten Monaten ausgebaut werden und auch viele deutsche Auslandsgemeinden enthalten.

Außerdem wurde ein neues Magazin präsentiert, das Geschichten aus der Reformation in Baden und Württemberg erzählt und 24 wichtige historische Orte vorstellt. Laut Andreas Braun, Geschäftsführer der Tourismus-Marketing-Gesellschaft Baden-Württemberg, handelt es sich bei der Publikation um die erste Zusammenarbeit zwischen seiner Organisation und den Kirchen. Das Heft informiert über Historisches und Skurriles. So wird dargelegt, dass der Bollenhut in Schwarzwälder Trachten auf eine evangelische Tradition zurückgeht.

Landesbischof July kündigte an, dass seine Kirche und die Diözese Rottenburg-Stuttgart die württembergische Reformationsgeschichte gemeinsam studieren wollten. Inzwischen seien auch Überlegungen für gemeinsame Feiern 2017 im Gang.

22. Januar 2015