Bedford-Strohm: Religionen müssen fähig zu Selbstkritik sein

Tutzing (epd). Religionen dürfen sich nach Überzeugung des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, nicht gegenseitig anklagen. Der richtige Weg sei "die wechselseitige Ermutigung, sich selbstkritisch mit den eigenen Traditionen auseinanderzusetzen, alle gewaltaffinen Interpretationen zu überwinden", sagte er am Donnerstagabend in der Evangelischen Akademie Tutzing laut Redemanuskript. Religionen sollten selbstkritisch wahrnehmen, wo sie im Hinblick auf Hass und Gewalt Teil des Problems sind, und "die friedensstiftenden Schätze in ihren Traditionen heben".

Bedford-Strohm würdigte zugleich die Beziehung von Staat und Religionen in Deutschland. Für die Religionsfreiheit gebe es eine hervorragende verfassungsrechtliche Grundlage. Der Staat halte sich aus den religiösen Angelegenheiten seiner Bürger heraus und ergreife nicht Partei für eine Weltanschauung, erläuterte der Theologe. Da die Religionsfreiheit für alle gelte, würden an den Hochschulen neben christlichen auch jüdische und muslimische Fakultäten aufgebaut. Dies sei eine "kluge Weichenstellung", da alle Religionen ihre Traditionen mit wissenschaftlichen Standards selbstkritisch hinterfragen können, auch im Hinblick auf möglich Gewaltpotenziale.

23. Januar 2015