Militärbischof Rink will die evangelische Friedensethik weiterentwickeln

Rösrath (epd). Der evangelische Militärbischof Sigurd Rink hat die Debatte über eine europäische Armee begrüßt. "Dieser Schritt wäre ein wichtiger Prozess, um europäische Nationalismen zu untergraben", sagte der Theologe bei der Gesamtkonferenz Evangelischer Militärgeistlicher am Donnerstag in Rösrath bei Köln. Mit gemeinsamen Streitkräften der Europäer könnten innereuropäische Bündnisse angesichts des zunehmenden Einflusses nationalistischer Parteien gestärkt werden. Die Folgen für die Militärseelsorge seien allerdings noch nicht abzusehen.

Vor dem Hintergrund des Ukraine-Konfliktes hatte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker am Wochenende eine gemeinsame Armee der Europäer ins Gespräch gebracht. Unterstützung findet diese Initiative durch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD).

Auch eine religiöse Begleitung muslimischer Soldaten der Bundeswehr durch Imame hält Rink für denkbar. In anderen Ländern gebe es bereits Beispiele für eine funktionierende Zusammenarbeit christlicher und muslimischer Militärgeistlicher, sagte der Bischof. In einem solchen Fall müsse allerdings sichergestellt werden, dass die muslimische Seelsorge von deutschen Imamen geleistet und nicht aus dem Ausland gelenkt werde. Der Anteil der Muslime in der Bundeswehr betrage allerdings nur etwa ein Prozent, deshalb müsse geprüft werden, ob und wo "Militärimame" überhaupt sinnvoll eingesetzt werden könnten.

Zudem sprach sich der Theologe dafür aus, die Position der Militärseelsorge zur evangelischen Friedensethik weiterzuentwickeln. Angesichts der Debatten über bewaffnete Drohnen und Waffenlieferungen an die kurdischen Peschmerga-Milizen müsse die Militärseelsorge den Diskurs weiter vertiefen und Schwerpunkte setzen. Mit Blick auf den Konflikt in der Ukraine müsse über die deutsche Ostpolitik nachgedacht werden, sagte Rink. Für ein entsprechendes Projekt stelle die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) 500.000 Euro zur Verfügung.

Künftig sollten alle neuen Militärgeistlichen intensiv auf die Rahmenbedingungen im Auslandseinsatz vorbereitet werden. Ein solcher Lehrgang wurde schon lange eingefordert. Gerade bei der Marine seien die Seelsorger besonders beansprucht und leisteten pro Jahr drei bis vier Monate im Auslandseinsatz ab.

Für den Dienst an der Schnittstelle zum Militär sei es wichtig, dass die Mitarbeiter sich nicht als Teil einer bestimmten Organisation sähen, sondern selbstständig und mit einer "evangelischen Freiheit" handelten. Dabei sollte keine Hierarchie angestrebt werden, sondern ein Dialog und eine "kritische Solidarität" zur Bundeswehr.

Die Bewerberzahl für die Militärseelsorge habe sich verringert. Zwölf der 100 Stellen seien aktuell schwer zu besetzen. Um den Nachwuchs nicht zu verlieren, müssten abgelehnten Bewerbern andere, zu ihren Fähigkeiten passende Posten angeboten werden, sagte der Militärbischof. Die Bewerbungsverfahren sollten künftig nicht mehr nur über die jeweiligen Landeskirchen laufen, sonder zusätzlich bundesweit ausgeschrieben werden.

Rink plant zudem eine neue Besuchspraxis bei den verschiedenen Auslandseinsätzen der Bundeswehr. Aktuell seien Besuche im Libanon, Afghanistan und Estland geplant.

Rink ist der erste hauptamtliche Militärbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland. Er trat das Amt im Juli 2014 an. Der Militärbischof mit Sitz in Berlin leitet die evangelische Seelsorge in der Bundeswehr und hat die Dienstaufsicht über die knapp 100 evangelischen Militärpfarrer.

13. März 2015