Evangelische Posaunenchöre werden als Kulturerbe vorgeschlagen

Bielefeld (epd). Der Evangelische Posaunendienst will seine Posaunenchöre zum immateriellen Kulturerbe der Unesco erklären lassen. Die Bläsergruppen seien das Markenzeichen der evangelischen Kirche und in ihrer Vielfalt einmalig, sagte der leitende Obmann des Evangelischen Posaunendienstes, Rolf Bareis, dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Die Posaunenchöre machen Kirche hörbar. So etwas gibt es sonst nirgendwo auf der Welt." In den rund 6.500 Chören seien alle Altersgruppen, Bildungsschichten und Geschlechter vereint. "Da spielt der Enkel mit dem Großvater", sagte der württembergische Pfarrer und Posaunist.

Er sei optimistisch, dass der Antrag anerkannt werde. "Wenn die deutsche Orchesterlandschaft zum immateriellen Kulturerbe erklärt wird, warum nicht auch die Posaunenchöre?", sagte Bareis. Die Musiker spielten nicht nur sich, sondern um anderen Menschen Freude zu bringen. Regelmäßig würden Konzerte in Altenheimen, auf Adventsmärkten oder in Gottesdiensten gegeben. Durch die Posaunenchöre bleibe die Tradition der singenden und musizierenden Gemeinden lebendig.

Sorgen über ein Aussterben der traditionellen evangelischen Posaunenchöre macht sich Bareis nicht. Es gebe viele Konzepte für Anfänger, die sogenannten Jungbläser. "Natürlich haben wir genauso mit dem demografischen Wandel zu kämpfen, wie andere Organisationen auch, aber innerhalb der Kirche zählen die Posaunenchöre zu den stabilsten Bereichen", sagte der Gemeindepfarrer.

In den 80er und 90er Jahren hätte sich Rolle der Posaunenchöre geändert. Ursprünglich seien sie im 19. Jahrhundert aus der Erweckungsbewegung entstanden, sollten mit ihrer Lautstärke auf missionarische Veranstaltungen aufmerksam machen und Gottesdienste begleiten. Heute sei der missionarische Auftrag einem musikalischen Anspruch gewichen. "Es gibt keine evangelischen Großveranstaltungen ohne Posaunenchöre", sagte Bareis.

Dem Evangelischen Posaunendienst in Deutschland gehören 28 Mitgliedsverbände mit insgesamt 110.000 Mitgliedern an. Darunter sind auch Katholiken. Der Dachverband wurde 1994 im Bielefelder Stadtteil Bethel gegründet. Am vergangenen Montag waren erstmals 27 deutsche Traditionen als immaterielles Kulturerbe ausgezeichnet worden. Eine zweite Vorschlagsrunde läuft noch bis zum 30. Oktober. Im Sommer 2016 werden die Vorschläge von einem Expertenkomitee geprüft.

Nora Frerichmann

20. März 2015