Kirchentagspräsident Barner: "So kann es auf dem Mittelmeer nicht weitergehen"

Frankfurt a.M. (epd). Kirchentagspräsident Andreas Barner fordert eine Ende des Flüchtlingssterbens im Mittelmeer. "So kann es nicht weitergehen", sagte Barner dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zunächst sei eine wirksame Seenotrettung vonnöten, kein Mensch solle auf der Flucht sein Leben verlieren. "Darüber hinaus sollte den Flüchtlingen schon in Afrika die Möglichkeit eröffnet werden, Asylanträge zu stellen, damit sie sich keinen Schleppern ausliefern müssen", sagte der 62-jährige Vorsitzende der Unternehmensleitung des Pharmaherstellers Boehringer Ingelheim.

Generell hält es Barner für unabdingbar, dass Deutschland und Europa "mehr abgeben für die Menschen in Krisenregionen". Der Pharmanager sprach sich zudem dafür aus, in Deutschland die Hürden für Asylbewerber, eine Arbeitsstelle anzutreten, zu senken. "Was ist denn schlimmer, als nicht arbeiten zu dürfen und damit das Gefühl zu bekommen, nicht gebraucht zu werden?" fragte er: "Hier sollten wir flexibler werden."

Die Offenheit der Deutschen gegenüber Flüchtlingen hält Barner für begrenzt. "Wenn es konkret um die Aufnahme der Menschen geht, heißt es doch allzu oft: im Prinzip ja, aber nicht gerade hier", sagte er. Darüber könnten die vielen positiven Beispiele nicht hinwegtäuschen.

Barner steht als ehrenamtlicher Präsident an der Spitze des 35. Deutschen Evangelischen Kirchentages in Stuttgart. Am liebsten würde er das Protestantentreffen nicht nur in den fünf Tagen vom 3. bis 7. Juni erleben. "Die Vielfalt ist faszinierend, und ich bin traurig, dass es nicht 30 Wochen Kirchentag am Stück gibt, um alles mitzuerleben", sagte er.

Rainer Clos und Karsten Frerichs (epd)

18. Mai 2015