Mehr Engagement der Bundesregierung für verfolgte Christen im Iran gefordert

Frankfurt a.M. (epd). Die Bundesregierung muss ihre guten Beziehungen zum Iran nach Auffassung von Menschenrechtlern dazu nutzen, sich für verfolgte Christen in dem islamischen Land einzusetzen. Trotz der Verhandlungen über ein Atomabkommen dürften Deutschland und EU die systematische Entrechtung der Iraner nicht vergessen, sagte der Vorstandsvorsitzende der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte, Martin Lessenthin, in Frankfurt am Main. Demnach leben im Iran laut Schätzungen mehrere Hunderttausend Christen. Rund 20.000 Menschen seien aus politischen Gründen oder wegen ihres Glaubens inhaftiert.

Lessenthin zufolge wächst der Anteil der Konvertiten, viele Iraner wendeten sich dem Christentum zu. "Das theokratische Regime schreckt einfach Menschen ab", sagte er. Ihren christlichen Glauben offen ausleben dürfe lediglich die vor 100 Jahren eingewanderte Minderheit der Armenier. "Das liegt daran, dass dem Islam dadurch aus Sicht der Regierung nichts verloren geht", sagte Lessenthin.

Das Zeitfenster für Verbesserungen bei den Menschenrechten werde sich schließen, sobald die Tinte unter dem Nukleardeal getrocknet sei, ergänzte der Menschenrechtler. Der Zeitpunkt, Einfluss zu nehmen, sei daher besonders günstig. "Wir müssen alles Mögliche unternehmen, um die religiösen und politischen Gefangenen im Iran zu befreien", appellierte Lessenthin. Dabei komme Deutschland aufgrund seiner guten Beziehungen eine wichtigere Rolle zu als etwa den USA.

Die UN-Vetomächte und Deutschland verhandeln seit Monaten mit dem Iran über eine Überwachung des Atomprogramms des Landes. Ziel ist, dass das islamische Land nicht in den Besitz von Atomwaffen gelangt. Im Gegenzug will der Westen bestehende Sanktionen gegen den Iran lockern.

19. Mai 2015