Eröffnung Kirchentag: Stuttgart erwartet Zigtausende Gäste unter blauem Himmel

Stuttgart (epd). "Wenigstens an diesem Termin merkt man jedes Mal wieder, dass die Verbindung nach oben noch steht", freut sich eine Helferin: Gutes Wetter ist Tradition bei den Deutschen Evangelischen Kirchentagen. Und auch das diesjährige Protestantentreffen in Stuttgart dürfte die Regel bestätigen. Vielen Zehntausend Christen und Neugierigen, die sich unter dem Motto "damit wir klug werden" versammeln, stehen nach den offiziellen Eröffnungsgottesdiensten am Mittwochabend sommerlich-heiße Tage bevor.

Bis Sonntag haben sie die Qual der Wahl: Über 600 Seiten dick ist das offizielle Programmheft, das alle Gottesdienste, Konzerte, Bibel-Workshops und Diskussionen auflistet. Der frühere UN-Generalsekretär Kofi Annan hat sein Kommen ebenso zugesagt wie Bundespräsident Joachim Gauck und mit ihm fast alle, die in der deutschen Politik Rang und Namen haben. Thematisch werden nahezu alle Themen abgedeckt, die derzeit die Kirche beschäftigen: von Sterbebegleitung und Kirchenasyl bis hin zu Ökumene und Nahostkonflikt.

"Ich bin mir sicher, wir werden klüger, weiser, reicher", sagt Kirchentagspräsident Andreas Barner. Der Pharma-Manager aus Rheinland-Pfalz wünscht sich, dass der Kirchentag auch zur Plattform wird, auf der "die Wirtschaft, die wir brauchen, und die Gesellschaft, die wir wollen, aufeinander zugehen". Stuttgart, die Automobilschmiede im Südwesten der Republik, sei für Diskussionen über nachhaltiges Wirtschaften der passende Ort.

Bereits zum vierten Mal ist die Landeshauptstadt Gastgeberin des Kirchentags, zuletzt fand das Treffen 1999 am Neckar statt. Und auch dieses Mal wollen die Schwaben gute Gastgeber sein. Noch am Nachmittag des Eröffnungstags sind Arbeiter am Stuttgarter Schlossplatz damit beschäftigt, den akkurat gepflegten Rasen mit Kunststoff-Platten abzudecken, vor der Hanns-Martin-Schleyer-Halle wird mit Laubbläsern der Staub vom Gehweg fortgeweht.

Der allen Protesten zum Trotz teilweise abgerissene Hauptbahnhof spuckt immer neue Zugladungen von Neuankömmlingen aus. Auch Reisegruppen aus den Nachbarstaaten, aus Osteuropa und Afrika sind gekommen. Insgesamt haben sich gut 97.000 Dauerteilnehmer für den evangelischen Kirchentag in Stuttgart angemeldet. Das sind zwar weniger, als vor zwei Jahren in Hamburg, aber Kirchentags-Generalsekretärin Ellen Ueberschär ficht das nicht an: "Diejenigen, die da sind, sind immer die richtigen." Die Kirchentagsteilnehmer werden wohl eine ganze Reihe von Resolutionen verabschieden, grundsätzliche Entscheidungen treffe der Kirchentag jedoch nicht, stellt sie klar. Dafür seien in der evangelischen Kirche Synoden zuständig. Bei gerade innerhalb der Kirche kontrovers diskutierten Themen wie der Homo-Ehe gehe es darum, dass verschiedene Positionen ausgetauscht werden und Menschen mit unterschiedlichen Positionen aufeinander zugehen könnten.

3. Juni 2015