Kirchen fordern vom G-7-Gipfel mehr Gerechtigkeit im Welthandel

Hannover/Bonn (epd). Die beiden großen Kirchen in Deutschland fordern von den Staats- und Regierungschefs der G-7-Nationen Schritte zu mehr weltweiter Gerechtigkeit und zum Klimaschutz. "Noch immer befinden sich 90 Prozent des Weltvermögens in den Händen von nur 10 Prozent der reichsten Nationen", erklärten der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, am Donnerstag.

Die Bischöfe rufen alle Christen in Deutschland zum Gebet für ein Gelingen des G-7-Gipfels am Sonntag und Montag im bayerischen Elmau auf. "Die Sorge um die Lebensbedingungen auf unserem Planeten muss eine Priorität insbesondere für die Mächtigen und Wohlhabenden dieser Welt bilden", heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Das Spitzentreffen müsse dazu beitragen, Lösungen für die großen Herausforderungen der Welt zu finden.

Trotz Fortschritten im Kampf gegen die extreme Armut habe sich die ungleiche Verteilung von Lebenschancen in vielen Ländern verschärft. "Wir erwarten vom G-7-Gipfel eine klare Zusage, den Welthandel und die Wertschöpfungsketten gerechter zu gestalten", erklärten die Spitzenrepräsentanten der beiden großen Kirchen. Die leistungsstarken Industriestaaten sollten zugunsten des globalen Gemeinwohls bereit sein, nationale Eigeninteressen zurückzustellen und ihre Märkte für die Produkte der armen Länder öffnen.

Die Bischöfe fordern auch eine verbindliche Zusage der G-7-Staaten, ihre Entwicklungshilfe bis 2020 auf 0,7 Prozent des eigenen Bruttonationaleinkommens anzuheben. "Oft genug wurde dieser Beitrag versprochen, das Versprechen dann aber nicht eingehalten", kritisieren Bedford-Strohm und Marx. Spätestens bei der internationalen Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung Mitte Juli in Addis Abeba sollte ein entsprechender Finanzierungsplan vorliegen.

Auch für den Klimaschutz erhoffen sich die Kirchen klare Signale von Elmau. "Wir rufen die Regierungen der G-7-Staaten auf, engagiert auf eine Begrenzung der Erderwärmung auf maximal zwei Grad Celsius hinzuwirken", heißt es in der Erklärung. Sonst würden nicht nur die Folgekosten des Klimawandels in die Höhe schnellen, sondern auch die menschlichen Notsituationen zunehmen. Die Ärmsten könnten sich oft nicht vor den Folgen des Klimawandels schützen.

04. Juni 2015