Die Welthungerhilfe rechnet mit mehr humanitären Krisen

Berlin (epd). Die Deutsche Welthungerhilfe rechnet mit einer weiteren Zunahme humanitärer Krisen in den kommenden Jahren. "Wir gehen auch von mehr Naturkatastrophen durch den Klimawandel aus, durch die Menschen in Not geraten", sagte Generalsekretär Till Wahnbaeck bei der Vorstellung des Jahresberichtes in Berlin. Im vergangenen Jahr seien bereits etwa 40 Prozent des rund 200 Millionen Euro umfassenden Gesamtetats in die Nothilfe geflossen. Aus diesem Grund hat die Hilfsorganisation einen dauerhaften Krisenstab eingerichtet.

Obwohl langfristige Entwicklungsprojekte das eigentliche Hauptbetätigungsfeld der Welthungerhilfe sind, habe die Nothilfe stetig zugenommen. Schwerpunktländer hierfür waren 2014 Syrien, der Südsudan, Kongo und die Zentralafrikanische Republik. "Wir müssen immer stärker dort einspringen, wo die Politik versagt hat", sagte die Präsidentin der Welthungerhilfe, Bärbel Dieckmann.

Allein in Syrien förderte die Organisation im vergangenen Jahr Nothilfemaßnahmen für mehr als 30 Millionen Euro. Dabei könne sie nur die Menschen vor Ort unterstützen und ermutigen, sagte Dieckmann. Die komplexen Konflikten lösen könne nur die Politik.

Anlass zur Hoffnung in einzelnen Ländern Afrikas

Die Welthungerhilfe nahm 2014 rund 14 Prozent mehr Spenden ein als im Vorjahr und kam auf 40,8 Millionen Euro. Rund 2,5 Millionen davon waren Nothilfespenden. Die institutionelle Förderung stieg auf 152,2 Millionen Euro, ein Plus von 35 Prozent. 90 Prozent der Gelder flossen den Angaben zufolge in die Projektförderung, der Verwaltungsanteil lag bei unter zwei Prozent.

Mit 120 Millionen Euro machten dabei Projekte auf dem afrikanischen Kontinent den größten Anteil aus. Für Entwicklungsvorhaben in Asien stellte die Welthungerhilfe knapp 52 Millionen Euro zur Verfügung, in Projekte in Lateinamerika flossen 7,5 Millionen Euro. Die Entwicklungen in Asien und Lateinamerika seien eine Erfolgsgeschichte, sagte Dieckmann: "Dort sind mehr oder weniger alle Länder mittlerweile aus der schlimmsten Not heraus." Das hänge in der Regel mit guter Regierungsführung zusammen.

Auch in Afrika gebe es Länder, die stabil seien und Anlass zur Hoffnung böten, sagte Dieckmann weiter. Dazu zählten Malawi, Ruanda oder auch Äthiopien. Auch Liberia und Sierra Leone seien nach dem Ende von Bürgerkriegen eigentlich auf einem guten Weg gewesen, bis sie die Ebola-Epidemie zurückwarf.

Die 1962 gegründete Deutsche Welthungerhilfe gehört zu den größten privaten Organisationen in Deutschland, die Entwicklungs- und Nothilfe leisten. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ist Mitglied der Welthungerhilfe. Mit einer Studie zur Welternährung hat die EKD kürzlich eine Neuausrichtung der Agrarpolitik gefordert.

24. Juni 2015