Suppenküche und Jugendaustausch – Kirchliche Organisationen sammeln für Griechenland

Berlin (epd). Ein Drittel der Bevölkerung ist nicht krankenversichert, ein Viertel der Menschen hat keine Arbeit, Löhne sinken um ein Drittel, Rentner leben unter der Armutsgrenze, viele Familien können sich nicht einmal mehr Gemüse leisten. So beschreibt die evangelische Diakonie Katastrophenhilfe die Lage in Griechenland und ruft zu Spenden für das europäische Land auf. 

Täglich "erreichen uns Hilferufe aus Griechenland" und auch in den griechischen Gemeinden in Deutschland "stranden verzweifelte Griechen auf der Suche nach einer besseren Zukunft", macht die Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland die Lage deutlich. Auch sie hat sich zu einem öffentlichen Hilfsappell entschieden. Seit Mitte Juli kämen "an jedem Tag kleinere und größere Summen", die Spender trügen deutsche und griechische Namen, sagte ein Sprecher der Metropolie in Bonn. 

Wachsende humanitäre Krise

Zur "tiefen ökonomischen und sozialen Krise" der Bevölkerung komme eine wachsende humanitäre Krise hinzu, heißt es bei der Diakonie Katastrophenhelfer. Tausende Flüchtlinge vor allem aus Syrien, Afghanistan und Pakistan kommen in Griechenland an, viele auf den kleinen Inseln in der Ägäis. Im ersten Halbjahr 2015 seien es 134.000 Menschen gewesen, im Juli 50.000 weitere. "Die Behörden sind überfordert und private Wohlfahrtsorganisationen an der Grenze", heißt es im Spendenappell. 

Angesichts dieser Notlage wollen in Deutschland immer mehr Menschen Geld spenden, wissen aber nicht, wie. Auch damit begründen Diakonie Katastrophenhilfe und die Griechisch-Orthodoxe Metropolie ihre Spendenaufrufe. Im Land selbst haben beide keine eigenen Strukturen, sie arbeiten mit der noch jungen Hilfsorganisation "Apostoli" zusammen.

"Apostoli" wurde nach eigenen Angaben im Jahr 2010 vom Athener Erzbistum der Orthodoxen Kirche Griechenlands als Nichtregierungsorganisation gegründet. Unter dem Motto "Kein Mensch ohne Lebensmittel, Dach, ärztliche Hilfe und Medikamente" leisten die Helfer in vielen Regionen Griechenlands humanitäre Hilfe, organisieren Ausbildungsprojekte und arbeiten mit nationalen und internationalen Partnern zusammen.

Die Diakonie Katastrophenhilfe will die Versorgung von Familien mit frischen Lebensmitteln und Schulmaterialien sowie die Suppenküchen unterstützen – sofern genügend Spender dem Aufruf folgen. Auch für die Hilfe für Flüchtlinge auf den Inseln soll gesammelt werden.

Auch die deutschen Kirchen in Griechenland spüren die Not

Die wachsende Not spüren auch die deutschen Kirchen in Griechenland, innerhalb und außerhalb ihrer Gemeinden. So berichtet die deutsche Gemeinde in Thessaloniki im Norden des Landes, dass immer mehr Menschen die Hilfe der Gemeinde in Anspruch nehmen, "unabhängig von Nationalität, Religion und Kultur". Auch sie sammelt Spenden für ihre Sozialarbeit. Zudem bietet Pfarrerin Ulrike Weber deutschen Brautpaaren Trauungen am Strand oder auf der Hotelterrasse an, die Gebühr dafür fließt in die diakonische Arbeit. Und in einer Nähstube bieten Gemeindemitglieder Hilfe zur Selbsthilfe für Flüchtlinge an.

Die Evangelische Kirche deutscher Sprache in Athen hat vor zwei Jahren ein Projekt entwickelt, das in die Zukunft weist: den deutsch-griechischen Freiwilligenaustausch "ELanDe". Dabei arbeitet sie mit "Apostoli" zusammen, zudem mit den Evangelischen Freiwilligendiensten. Während des Austausches arbeiten Jugendliche aus Deutschland in sozialen Einrichtungen der orthodoxen Kirche, und junge Menschen aus Griechenland in deutschen kirchlichen Einrichtungen. Damit solle, so Pfarrer René Lammer, "ein Beitrag zur Überwindung gegenseitiger Vorurteile" geschaffen werden.

Wiebke Rannenberg (epd)

13. August 2015