Diakonie freut sich über Til Schweigers Engagement für Flüchtlinge

Hannover/Osnabrück (epd). Die Diakonie in Niedersachsen zeigt sich erfreut über das geplante Engagement des Schauspielers Til Schweiger in Osnabrück. "Wir brauchen Prominente, die klar Position gegen Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit beziehen", sagte der Vorstandssprecher der Diakonie in Niedersachsen, Christoph Künkel. Auch der Geschäftsführer des Osnabrücker Diakoniewerks, Gerhard Töller, sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Online-Ausgabe): "Wir können jede Hilfe brauchen."

Das Diakonische Werk ist Betreiber der Osnabrücker Erstaufnahmeeinrichtung für Asylsuchende, die Schweiger mit seiner künftigen Stiftung unterstützten will. Er plant dort nach eigenen Angaben unter anderem den Aufbau einer Fahrrad- und Holzwerkstatt, ein kostenloses WLAN-Netz sowie die Einstellung von Deutschlehrern. Die Einrichtung im ehemaligen Osnabrücker Bundeswehrkrankenhaus war Ende 2014 eröffnet worden. Nach Abschluss einer letzten Ausbaustufe soll es dort bis zum Jahresende rund 600 Plätze für Flüchtlinge geben.

Parallelen zu früheren Auswanderungswellen

Ängsten, Deutschland könne irgendwann mit der Aufnahme von Flüchtlingen überfordert sein, tritt Christoph Künkel entgegen. "Menschlichkeit hat keine Grenzen", sagte der Theologe. Es könne und dürfe keine Grenzen geben, wenn es um Hilfe für Menschen gehe. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hatte mitgeteilt, dass die Bundesregierung in diesem Jahr mit bis zu 800.000 Flüchtlingen rechnet, die nach Deutschland kommen.

Künkel sagte, die derzeitige Situation erinnere ihn an die Zeit der großen Auswanderungswellen des 18. und 19. Jahrhunderts in die Vereinigten Staaten. "Wir müssen uns fragen, ob wir dieses Phänomen gerade wieder erleben." Die Menschen suchten nach besseren Lebens- und Arbeitsbedingungen. Das dürfe man ihnen nicht absprechen. "Den Flüchtlingen geht es wie den Bremer Stadtmusikanten. Deren Motto lautete auch: 'Etwas Besseres als den Tod findest du überall'."

Neues Gesetz erforderlich

Künkel erneuerte seine Forderung nach Alternativen zum Asylrecht. Derzeit könnten Flüchtlinge nur über das Asylverfahren legal nach Deutschland kommen. Alternativen könnten ein neues Einwanderungsgesetz oder ein Arbeitsvisum sein. "Ich verstehe nicht, warum die Politik in dieser Frage so zögerlich ist", sagte der Diakoniechef.

Der Bund müsse mehr Geld für die Kommunen bereitstellen, unterstrich Künkel. Noch vor der kalten Jahreszeit müssten winterfeste Unterkünfte errichtet werden. "Es kann nicht angehen, dass Milliarden für einen Banken-Rettungsschirm zur Verfügung stehen, aber nicht genug Geld für ordentliche Unterkünfte für Menschen vorhanden sein soll." Außerdem müsse das Personal für Asylentscheidungen sofort aufgestockt werden. "Die Menschen müssen wissen, ob sie bleiben können oder wieder gehen müssen."

Neue Stadtteile für Migranten

"Wir brauchen eine Art Marshall-Plan für die Migranten", unterstrich Künkel. Er könne sich vorstellen, dass neue Orte oder Stadtteile geschaffen werden, in denen sich vorwiegend Migranten niederlassen. "Aber nicht als Ghetto, sondern mit der gesamten Kompetenz und Erfahrung von sozialer Raumentwicklung und Quartiersmanagement." Künkel verwies auf Espelkamp bei Minden. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand dort auf den Resten einer ehemaligen Heeresmunitionsanstalt zunächst ein Lager für Kriegsflüchtlinge, das sich von einer modernen Plansiedlung für Vertriebene und Migranten zur Stadt entwickelte.

Flüchtlinge seien zunächst Fremde, was viele Menschen ängstige, sagte Künkel. Dies sei verständlich. "Aber diese Ängste können wir überwinden, wenn wir uns mit den Neuankömmlingen zusammensetzen und sie kennenlernen." Wie gut das funktioniere, zeigten die vielen Ehrenamtlichen, die sich bereits um die Flüchtlinge kümmerten.

epd/ekd.de

20. August 2015