Bundesminister Gröhe: "Mein christlicher Glaube motiviert mich als Politiker"

Berlin (epd). Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hat vor religiösem Fanatismus in Politik und Gesellschaft gewarnt. "Religiöse Überzeugungen stehen nicht über dem Recht", sagte Gröhe bei einem kirchenpolitischen Empfang der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus. Vielmehr sollten Gläubige aller Religionen bei einer geschmacklosen Karikatur oder einem schlechten Witz gelassen reagieren. Er sei davon überzeugt, "dass Gott selbst unendlich größer ist als jeder gute oder erst recht schlechte Witz, den jemand über ihn versucht", sagte Gröhe, der sich selbst als überzeugten Christen bezeichnet.

Gröhe, der auch Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland ist, warb dafür, religiöse Überzeugungen in die politische Diskussion mit einzubringen. Dabei müsse aber deutlich gemacht werden, dass es sich um "subjektive Überzeugungen und Werthaltungen" handele.

"Unsere Gesellschaft wäre ärmer und kälter ohne gelebtes Christentum"

"Ich darf nicht den Anspruch erheben, objektive Wahrheiten vorzutragen, denen alle anderen ohne Diskussion zu folgen hätten. Ich darf aber meine subjektive Gewissheiten vertreten", betonte der CDU-Politiker. Dies sei "eine Sache der Aufrichtigkeit, hier transparent zu sein". Als Beispiel nannte der Bundesminister die Debatte über Sterbehilfe und Sterbebegleitung. Der Diskussion würde es "an Substanz fehlen", wenn sich Christen nicht mit ihren Ansichten einmischten. Dabei seien diejenigen, die dies anprangerten genauso von subjektiven Überzeugungen geleitet, auch wenn diese als weltanschaulich neutral präsentiert würden.

"Mein christlicher Glaube motiviert mich, mich auch als Politiker für das einzusetzen, was ich für wertvoll halte", ergänzte der Bundesgesundheitsminister. Dies tue er auf dem Boden und im Rahmen des Grundgesetzes. Wert und Würde des Einzelnen und Nächstenliebe seien Grundüberzeugungen, die Menschen inspirieren zum Einsatz für Kranke, Schwache, Flüchtlinge und Unterdrückte. "Unsere Gesellschaft wäre ärmer und kälter ohne dieses gelebte Christentum", sagte Gröhe.

9. September 2015