Erich-Kästner-Preis für den Theologen Jürgen Micksch

Darmstadt/Dresden (epd). Pro-Asyl-Gründer Jürgen Micksch (74) ist mit dem Erich-Kästner-Preis des Presseclubs Dresden geehrt worden. Der evangelische Theologe und Soziologe engagiere sich seit mehr als 30 Jahren für die Unterstützung von Flüchtlingen in Deutschland, hieß am 13. September bei der Übergabe in Dresden zur Begründung. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. Das Geld wird vom jeweiligen Preisträger für künstlerische, kulturelle oder karitative Zwecke gespendet. Micksch ist Vorsitzender des von ihm 2004 initiierten Interkulturellen Rates in Deutschland.

Der Journalist Heribert Prantl würdigte Micksch in seiner Laudatio als "einen modernen Missionar". Ohne dass er so auftrete, sei er "ein Missionar für die Menschenrechte und für das Miteinander der Menschen und der Religionen", sagte Prantl, der Mitglied der Chefredaktion der "Süddeutschen Zeitung" ist. Besonders würdigte der Laudator die Verdienste Mickschs als jahrzehntelanger Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Pro Asyl, die der Theologe 1986 gegründet hatte. Pro Asyl sei "eine Stimme der Humanität in diesem Land", "ein Gewissensrüttler", der "die Stimmung in diesem Land positiv verändert, das Verständnis der Menschen für Flüchtlinge ist gewachsen", sagte Prantl.

Pro Asyl habe "ganz wesentlich dazu beigetragen, dass es in Deutschland in den vergangenen Wochen und Monaten einen gesellschaftlichen Klimawandel gab, einen Klimawandel, in dem sich die Regierung Merkel für die Aufnahme der Kriegsflüchtlinge aus Syrien entscheiden konnte", fügte er hinzu.

Hilfe für Flüchtlinge als Jahrhundertaufgabe

In seiner Dankesrede betonte Micksch, dass die Hilfe für Flüchtlinge zu einer Jahrhundertaufgabe werde. "Sie sind Botschafter für Umbrüche in ihren Heimatländern und werden gleichzeitig Deutschland vielfältiger machen", sagte er. Mit dem Preisgeld wolle er den Verein Medinetz, das Netzwerk Asyl in Dresden, die Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus unterstützen sowie das Projekt SOS Mediterranee, das eine zivile europäische Seenotrettung für Flüchtlinge im Mittelmeer aufbaut.

Der in Breslau geborene und in Niederbayern aufgewachsene Micksch war unter anderem Ausländerreferent bei der Evangelischen Kirche in Deutschland (1974-1984), stellvertretender Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing (1984-1993) und Interkultureller Beauftragter der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (1993-2001). Im Jahr seines Abschieds aus dem kirchlichen Dienst gründete er das Abrahamitische Forum in Deutschland und ein Jahr später das Deutsche Islamforum.

Der Erich-Kästner-Preis wird seit 1994 an Persönlichkeiten verliehen, die sich um Toleranz, Humanität und Völkerverständigung verdient gemacht haben. Erster Preisträger war der frühere Präsident des Zentralrats der Juden, Ignatz Bubis (1927-1999). Im vergangenen Jahr ging die Auszeichnung an die Schauspielerin Iris Berben.

14. September 2015