Bundeskongress: Notfallseelsorger diskutieren Umgang mit Gewaltopfern

Köln (epd). Notfallseelsorger aus allen Teilen Deutschlands diskutieren in Köln, wie sie nach Gewalttaten und Katastrophen besser reagieren können. "Betroffene von Gewalttaten brauchen Begleitung und Orientierung, sei es nach häuslicher Gewalt, Terroranschlägen, Amokläufen oder Flugzeugabstürzen", sagte Uwe Rieske, Landespfarrer für Notfallseelsorge der Evangelischen Kirche im Rheinland. Notfallseelsorger waren etwa nach der Duisburger Loveparade-Katastrophe 2010 oder nach dem Absturz des Germanwings-Flugzeugs im März im Einsatz. Der Bundeskongress Notfallseelsorge und Krisenintervention steht unter dem Titel "Formen und Folgen von Gewalt" und dauert bis zum 18. September.

Notfallseelsorger kümmern sich um Opfer wie Täter

"Nach dem Absturz der Germanwings-Maschine ging es für die Seelsorger etwa um die Frage, was es für die Angehörigen der Passagiere bedeutet, dass kein technisches Versagen, sondern eine Gewalttat vorliegt", sagte Rieske. Auch auf die Mitarbeiter der Fluggesellschaft habe man sich anders eingestellt, als klargeworden sei, dass ein Kollege offenbar den Absturz absichtlich verschuldete. Rieske betonte dabei, dass die Notfallseelsorger sich sowohl um Opfer wie Täter kümmerten. "Wer schuld hat, ist für unsere Aufgabe unerheblich. Uns geht es darum, was die Bedürfnisse der Betroffenen sind, auch die der Täter."

Die Notfallseelsorge wird bei Gewalttaten und Katastrophen von den Einsatzleitern von Polizei und Feuerwehr vor Ort verständigt, wenn diese Unterstützung benötigen. "Und meistens sind die Opfer sehr dankbar, dass jemand da ist und ihnen zuhört", sagte Rieske. Dass die Seelsorger keine Psychologen seien, sei dabei nicht wichtig: "Denn die Mittel der Psychologie greifen in der Akutphase ohnehin nicht."

In der Notfallseelsorge sind den Angaben zufolge bundesweit 7.500 Mitarbeiter tätig, davon 5.000 Pfarrer, Diakone und fest angestellte Kirchenmitarbeiter. Bei den restlichen 2.500 handelt es sich um Ehrenamtliche. Im Jahr finden in ganz Deutschland etwa 21.000 Einsätze statt.

16. September 2015