Margot Käßmann und Norbert Lammert diskutieren über das Reformationsjubiläum 2017

Berlin. Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hat das Verhältnis von Staat und großen christlichen Kirchen in der Bundesrepublik am 13. Oktober bei der Diskussionsveranstaltung "Treffpunkt Gendarmenmarkt" der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Berlin als ein "glücklicheres und gesünderes Verhältnis" als in Nachbarstaaten wie Frankreich bezeichnet. Die dortige Säkularität stelle für ihn auch eine Form von Verkrampfung oder "fundamentalistischer Versuchung" dar, sagte der Katholik Lammert. Er diskutierte mit der Botschafterin des Rates der EKD für das Reformationsjubiläum, Margot Käßmann, über die Bedeutung des Reformationsjubiläums auch für den Staat.

"Kreative Kraft der konfessionellen Differenzen"

Lammert und Käßmann begrüßten den Willen von katholischer und evangelischer Kirche, den Jahrestag der Reformation in zwei Jahren auch ökumenisch zu begehen. Käßmann sprach von einer "kreativen Kraft der konfessionellen Differenzen", die beide Seiten anregen könne. Lammert unterstrich, er sehe mehr Einendes als Trennendes zwischen beiden Konfessionen. Dies sei inzwischen für ihn gar keine Frage mehr, sagte Lammert in der Veranstaltung zum 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017.

Dabei hat Lammert die Diskussionen um eine staatliche Mitfinanzierung kirchlicher Großveranstaltungen als notwendig bezeichnet. "Ich finde diese Debatte nicht nur zulässig, sondern überfällig", sagte Lammert. Die Selbstverständlichkeit, mit der früher die Unterstützung von Kirchentagen für eine öffentliche Aufgabe gehalten wurde, habe sich überlebt. Insofern seien solche Diskussionen gewissermaßen ein zweijähriger Test für sich verändernde Selbstverständnisse in einer Gesellschaft. Käßmann verteidigte die öffentliche Mitfinanzierung von Kirchentagen. Die Laientreffen hätten regelmäßig wichtige gesellschaftliche Debatte beispielsweise über Frieden angestoßen, sagte die Theologin.

epd/ekd.de

14. Oktober 2015