Muslime nicht als Missionsobjekte sehen

Düsseldorf (epd). Die rheinische Oberkirchenrätin Barbara Rudolph warnt vor gezielten Versuchen, Muslime zum christlichen Glauben zu bekehren. "Menschen dürfen nicht zu einem Objekt des Missionierens gemacht werden", sagte Rudolph, die in der Kirchenleitung der Abteilung Ökumene vorsteht, dem Evangelischen Pressedienst.

Wenn Menschen anderen Glaubens, die in Deutschland lebten, das Gefühl hätten, ihnen solle ihre Religion genommen werden, reagierten sie darauf mit Ablehnung. "Eine strategische Mission von Muslimen gefährdet daher den gesellschaftlichen Frieden", warnte Rudolph.

Die Evangelische Kirche im Rheinland hat Ende vergangener Woche die Arbeitshilfe "Weggemeinschaft und Zeugnis im Dialog mit Muslimen" veröffentlicht. Darin lehnt die Landeskirche unter anderem eine strategische Islammission ab und ruft dazu auf, andere Religionsgemeinschaften als Bündnispartner zu sehen. Die Landessynode soll sich 2018 ausführlich mit dem Verhältnis zum Islam befassen.

Glauben vorleben

Aus den Gemeinden kämen zurzeit viele Rückfragen, ob die rheinische Kirche nun die Mission ganz aufgebe, berichtete Rudolph. Das sei nicht der Fall: "Uns geht es nicht um ein Ende der Mission, auch nicht im Hinblick auf muslimische Bürger." Vielmehr gehe es um einen modernen Missionsbegriff.

"Wir plädieren stark dafür, dass Christen ihren Glauben in Wort und Tat leben", betonte die rheinische Oberkirchenrätin. Christen sollten ihren Glauben so leben, "dass andere neugierig sind auf den Gott, an den wir glauben". Partnerkirchen aus anderen Ländern hätten bei Besuchen den Eindruck gewonnen, dass dies in Deutschland viel zu zaghaft passiere. "Ich kenne Muslime, die haben noch nie einen Christen betend gesehen oder gehört, welche Bibelstelle für Christen wichtig sind", sagte Rudolph.

Zuletzt hatte im Juni auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) einen Grundlagentext zum Thema religiöser Pluralismus veröffentlicht und darin angemahnt, dass niemand durch Mission "gezwungen oder übertölpelt" werden dürfe. In einem 2011 veröffentlichten gemeinsamen Papier zur Mission des Ökumenischen Rats der Kirchen, des Päpstlichen Rats für den Interreligiösen Dialog und der Weltweiten Evangelischen Allianz heißt es, ein Religionswechsel könne nur "in völliger persönlicher Freiheit" geschehen.

19. Oktober 2015