Hospizidee muss alle Milieus erreichen

Erlangen (epd). Auch Menschen mit Behinderung, Arme und Migranten müssen dem Erlanger Theologieprofessor Peter Dabrock zufolge eine Chance auf Hospiz- oder Palliativversorgung haben. Es wäre ein Zeichen politischer Glaubwürdigkeit, wenn auch die "Schwächsten der Schwachen" Zugang zur Hospizversorgung haben. Zugang für alle sei ein Grundgedanke der Hospizbewegung, erklärte Dabrock, der auch stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Ethikrates ist.

Die Politik müsse dafür sorgen, dass die Palliativ- und Hospizversorgung breit aufgestellt sei, aber auch dafür, dass Menschen aus verschiedenen Milieus von den Angeboten profitieren, forderte der evangelische Sozialethiker. Derzeit nehme eher die Mittelschicht die Hospizbegleitung an. Dieses Defizit sei ihm im Gespräch mit Mitarbeitern in der Palliativ- und Hospizversorgung deutlich geworden. "Die gute Idee erreicht noch zu wenige", kritisierte Dabrock.

Zugänge erleichtern

Wenn Informationsmaterialien zu Hospizdiensten leichter lesbar und weniger kompliziert wären, könnte das den Zugang für Menschen aus unterschiedlichen Milieus und Schichten erleichtern, empfiehlt Dabrock. Er sprach sich auch dafür aus, das Thema Hospizbegleitung und Palliativversorgung bereits ab dem Kindergartenalter in den Lehrplänen der Bildungseinrichtungen aufzunehmen. Damit könne die Bedeutung einer Begleitung, die den Menschen nicht alleine lasse, besser verbreitet werden, erläuterte der Theologe.

An diesem Donnerstag will der Bundestag das Hospiz- und Palliativgesetz beschließen, das eine bessere Betreuung sterbender Menschen anstrebt. Am Freitag ist zudem die Abstimmung über eine mögliche Neuregelung der Beihilfe zum Suizid geplant.

3. November 2015