Kirchenpräsident Jung fordert "Willkommensstruktur" für Flüchtlinge

Gießen (epd). Der Präsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, hat dazu aufgerufen, die Flüchtlinge als einzelne Menschen zu sehen. Er plädiere für eine Politik, "die von den Bedürfnissen der Flüchtlinge her denkt", sagte Jung auf der Mitgliederversammlung der Diakonie Hessen in Gießen. Um den einzelnen Flüchtlingen gerecht werden zu können, seien funktionierende staatliche Strukturen nötig - eine "Willkommensstruktur", sagte der Theologe.

Kirche und Diakonie beteiligten sich durch "praktisches Handeln", etwa in der Asylverfahrensberatung, der Begleitung und Förderung von Ehrenamtlichen oder bei der Suche nach geeigneten Immobilien. Die Integration der Flüchtlinge sei eine "Aufgabe für das nächste Jahrzehnt", sagte Jung, der auch Vorsitzender der Kammer für Migration und Integration und neu gewähltes Ratsmitglied der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist.

"Ich persönlich halte es für schwierig, davon zu reden, dass wir Grenzen schützen müssen", sagte der Kirchenpräsident. Menschen, die Schutz suchten, seien keine Bedrohung. Es gehe darum, die Menschen zu ermutigen, sich an den Grenzen registrieren zu lassen. "Die Menschen machen sich auf den Weg, weil sie in Not sind", betonte Jung. Es gehe zunächst einmal darum, den Menschen gerecht zu werden, die im Land sind. Danach könne geschaut werden, welche Menschen wirklich blieben und welche abwanderten.

13. November 2015