Kirchenrätin: Schulen müssen auf religiöse Vielfalt reagieren

Hildesheim/Hannover (epd). Durch die nach Deutschland kommenden Flüchtlinge wird es mittelfristig auch mehr religiöse Angebote an den Schulen geben müssen. Die evangelische Bildungsexpertin Kerstin Gäfgen-Track sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), Schulen und Kindertagesstätten seien die Orte, "an denen gesellschaftliche Veränderungen am schnellsten und deutlichsten sichtbar werden". Sie müssten darauf reagieren, sagte die Schuldezernentin der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers am Rande einer Fachtagung über religiöse Vielfalt in Hildesheim.

Die Einführung des islamischen Religionsunterrichtes sei ein wichtiger Schritt, um den muslimischen Schülerinnen und Schülern gerecht zu werden, sagte Gäfgen-Track, die Schulbevollmächtigte der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen ist. Auch jüdischer oder christlich-orthodoxer Unterricht werde künftig verstärkt angeboten.

Eigener Standpunkt wichtig

Dieser konfessionelle Religionsunterricht könne "zum Dialog mit Menschen anderer Religionen und Weltanschauungen befähigen sowie Ängste nehmen und Vorurteile entkräften". Je mehr religiöse Überzeugungen, kulturelle Prägungen oder politische Meinungen es in einer Gesellschaft gebe, desto wichtiger sei es, seinen eigenen Standpunkt zu kennen.

Die Lehrer aller Konfessionen und Religionen sollten intensiver zusammenarbeiten und sich für fächerübergreifende Projekte sowie gemeinsame Unterrichtseinheiten oder Lehrertausch einsetzen, schlug die Schul-Expertin vor. Einen "Religionsunterricht für alle" lehnte Gäfgen-Track dagegen ab. Er führe nicht zur notwendigen Auseinandersetzung mit einer konkreten Religion. Das Fach Religion müsse selbstverständlich zum Fächerkanon der Schulen dazugehören, forderte Gäfgen-Track. "Religion darf nicht ausfallen, unter den Tisch gekehrt oder als überholt charakterisiert werden."

13. November 2015