Diakonie-Präsident: Flüchtlinge sind Impuls für mehr sozialen Wohnungsbau

Nürnberg (epd). Der Präsident des Diakonischen Werkes in Bayern, Michael Bammessel, hält trotz der hohen Flüchtlingszahlen die Ängste vor einem Verteilungswettkampf um Sozialleistungen für unbegründet. Es gebe bislang keine Anzeichen dafür, dass die öffentliche Hand irgendwo Gelder kürze, um damit die Flüchtlingshilfe zu finanzieren, sagte Bammessel dem Evangelischen Pressedienst (epd). Weniger privilegierte Menschen hätten in Situationen wie der jetzigen teilweise das Gefühl, dass für andere Bedürftige mehr getan werde als für sie. "Diese Ängste halten den Fakten aber in der Regel nicht stand", sagte der Diakonie-Präsident.

Die große Zahl Asylsuchender habe vielmehr positive Auswirkungen auf den gesamten Bereich der sozialen Hilfe, sagte Bammessel. Seit Jahrzehnten forderten die Sozialverbände von der öffentlichen Hand, "dass der soziale Wohnungsbau angekurbelt werden muss".

"Jetzt ist der Druck so groß, dass eine neue Politik möglich ist"

Dies habe in der Politik aber kaum jemanden ernsthaft interessiert, beklagte er. "Jetzt ist der Druck so groß, dass eine neue Politik möglich ist", so der evangelische Theologe. Die Asylsuchenden seien geradezu ein Impuls gewesen, etwas an der bisherigen Politik beim Sozialwohnungsbau zu verändern.

Etwaige Kritik an Kirche und Diakonie, sie würden mit Flüchtlingen Geld verdienen, wies Bammessel deutlich zurück: Es wäre ein falsches Signal, keine Miete für Flüchtlingsunterkünfte zu verlangen. "Wenn wir darauf verzichten, hilft das keinem Flüchtling, sondern nur den Kassen der öffentlichen Hand", sagte er. Kirche und Diakonie steckten die Mieteinnahmen überdies in den allermeisten Fällen direkt wieder in die Flüchtlingsarbeit, etwa indem sie Asylsozialberater anstellten: "Die Kirche kann für den Staat kein Sparmodell sein, auch wenn ich verstehe, dass das gerade dem bayerischen Finanzminister gut gefallen würde."

17. November 2015