Evangelische Landeskirchen weiten ihre Hilfe für Flüchtlinge aus

Speyer/Stuttgart/Oldenburg (epd). Mehrere evangelische Landeskirchen weiten ihre Hilfe für Flüchtlinge aus. Die Evangelische Landeskirche in Württemberg wolle in den kommenden beiden Jahren je fünf Millionen Euro bereitstellen, sagte Finanzdezernent Martin Kastrup in Stuttgart. Ziel sei es, in jedem der 50 württembergischen Kirchenbezirke einen hauptamtlichen Koordinator zu haben, der die rund 10.000 ehreamtlichen Helfer in der Flüchtlingsarbeit unterstützt. Das soll eine bessere Vor-Ort-Beratung ermöglichen. Bislang gibt es in der Landeskirche zwölf regionale Koordinatorenstellen, weitere sechs sind bereits in Vorbereitung.

1.500 Flüchtlinge in Immobilien von Kirche und Diakonie in Württemberg

Insgesamt stehen für die nächsten beiden Jahre 13,2 Millionen Euro im württembergischen Finanzplan. Die Präsidentin der Landessynode, Inge Schneider, wies darauf hin, dass inzwischen mehr als 1.500 Flüchtlinge in Immobilien von Kirche und Diakonie in Württemberg untergebracht seien. Die 23. November beginnende Herbstsynode muss den Plänen noch zustimmen. Aufgrund der guten Wirtschaftsdaten im Südwesten erwartet die Landeskirche deutlich höhere Steuereinnahmen. In diesem Jahr nimmt sie 665 Millionen Euro ein, im kommenden voraussichtlich sogar einen Rekord von 690 Millionen, erläuterte Finanzdezernent Kastrup.

Auch die Evangelische Kirche der Pfalz und ihre Diakonie bauen die Flüchtlingsarbeit aus. Bis 2020 sollen jährlich jeweils mehr als eine Million Euro zur Unterstützung und Integration von Flüchtlingen investiert werden, beschloss die pfälzische Landessynode in Speyer. Dafür würden für 2016 über- und außerplanmäßige Mittel bereitgestellt. Ab dem Haushaltsjahr 2017 sollen die Finanzmittel in die mittelfristige und dann in die reguläre Haushaltsplanung aufgenommen werden. Im laufenden Jahr würden im rheinland-pfälzischen Bereich der Landeskirche 16.700 Flüchtlinge – etwa 1.400 monatlich – erwartet.

Fachberatung für Kindertagesstätten, die traumatisierte Flüchtlingskinder aufnehmen

In den Kirchenbezirken sollen dem Konzept zufolge Netzwerke von Ehrenamtlichen gebildet werden. Für die Begleitung von Hauptamtlichen soll beim Diakonischen Werk Pfalz eine Koordinierungsstelle eingerichtet werden. Dem Integrationsbeauftragten von Landeskirche und Diakonie, Reinhard Schott, werde ein Sachbearbeiter mit einer halben Stelle zur Seite gestellt. Ein Härtefonds mit jährlich 100.000 Euro werde für Kirchengemeinden eingerichtet, die in der Flüchtlingsarbeit vor besondere Aufgaben gestellt sind. Auch für die Fachberatung in den rund 250 protestantischen Kindertagesstätten, die teilweise traumatisierte Flüchtlingskinder aufnehmen, werde es eine halbe Stelle geben. Die Synode beschloss zudem mehr Stellen für die flächendeckende Verfahrensberatung von neu ankommenden Asylbewerbern.

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg stellt zusätzliche 300.000 Euro für die Flüchtlingsarbeit zur Verfügung. Die Landessynode beschloss in Rastede bei Oldenburg, dass die sechs Kirchenkreise jeweils bis zu 40.000 Euro abrufen können. Weitere 60.000 Euro stehen in einem Fonds zur Verfügung, falls weitere Mittel benötigt werden.

19. November 2015