Bischof verteidigt Kirchenasyl für einen jesidischen Flüchtling

Karlsruhe/Pforzheim (epd). Die Evangelische Landeskirche in Baden hat das Kirchenasyl für einen jesidischen Flüchtling in Pforzheim gegenüber Kritik verteidigt. Dies sei "die letzte Möglichkeit, einem Flüchtling beizustehen, wenn ihm bei seiner Abschiebung Menschenrechtsverletzungen oder ganz besondere Härten drohen", sagte Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh in Karlsruhe. Das Kirchenasyl finde weder in einem rechtsfreien Raum statt und noch stelle es den Rechtsstaat in Frage. 

Gewährung von Kirchenasyl in "diesem speziellen Einzelfall"

Die evangelische Pfarrgemeinde Büchenbronn und die Leitung des Kirchenbezirkes Pforzheim hätten die Gewährung von Kirchenasyl in "diesem speziellen Einzelfall" sehr genau abgewogen, sagte der Landesbischof. Der Flüchtling benötige wegen einer Verletzung eine besondere medizinische Behandlung. Auch sei er bereits sehr integriert und die engsten Familienangehörigen lebten in Pforzheim. "Da wäre es äußerst fraglich, ihn aus diesem Umfeld herauszureißen", sagte Cornelius-Bundschuh. In Baden komme es zudem nur in äußerst wenigen Fällen zum Kirchenasyl.

Die Kirchengemeinde Pforzheim-Büchelbronn gewährt einem 22-jährigen Mann aus dem Irak seit einigen Tagen Kirchenasyl. Damit solle verhindert werden, dass der junge Mann, dessen Familie bereits seit einigen Jahren in der Region lebe, nach Bulgarien ausgewiesen werden, sagte Nadja Tiyma von der Diakonie Pforzheim dem epd. Er soll zunächst vier Wochen lang Kirchenasyl erhalten.

Bundesweit 446 Personen im Kirchenasyl

Im Kirchenasyl nehmen Gemeinden Flüchtlinge auf, denen ihrer Einschätzung zufolge im Falle einer Abschiebung Gefahr an Leib und Leben droht. Nach Angaben der ökumenischen Bundesarbeitsgemeinschaft Kirchenasyl befinden sich bundesweit derzeit 446 Personen, darunter 98 Kinder, in der Obhut von 281 evangelischen oder katholischen Kirchengemeinden.

19. November 2015