Kirchenpräsident Volker Jung ist im Amt bestätigt

Frankfurt a.M. (epd). Volker Jung bleibt für weitere acht Jahre Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Die Kirchensynode bestätigte den 55-Jährigen in Frankfurt am Main mit großer Mehrheit in seinem Amt. Für Jung votierten 122 von 134 Synodalen. Vier stimmten mit Nein, acht enthielten sich. Eine Gegenkandidatur ist bei Wiederwahlen nicht vorgesehen. Jung hatte das mit einem Bischof vergleichbare Amt 2009 als Nachfolger von Peter Steinacker (1943-2015) angetreten. Seine zweite Amtszeit beginnt am 1. Januar 2017. Der Theologe gehört auch dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an.

Kirche "mit weit geöffneten Fenstern und Türen"

In seiner Bewerbungsrede sprach sich Jung für eine Kirche "mit weit geöffneten Fenstern und Türen aus". Dazu gehöre, dass sie weniger Sorge nach innen äußere und mehr Kraft nach außen ausstrahle. Sie dürfe zum Beispiel die Augen nicht verschließen vor den großen Umbrüchen und Herausforderungen weltweit, etwa der Migration, Kriegen und dem Klimawandel. Alles in allem sei er davon überzeugt, betonte Jung, dass die Kirche auch in Zukunft mit weniger Mitgliedern als "bedeutende geistliche und zivilgesellschaftliche Kraft" wirksam sein werde.

Angesichts des Mitgliederschwunds regte Jung eine "bewusstere und gezieltere" Beschäftigung mit dem demografischen Wandel an. Außerdem sprach er sich dafür aus, mit Mitgliedern ins Gespräch zu kommen, die sich der Kirche "innerlich kaum noch oder gar nicht verbunden fühlen". Zugleich müsse die Kirche mit Menschen in Kontakt treten, die in den vergangenen Jahren ausgetreten sind. Die Mitgliederzahl der EKHN ist seit 2009 um rund 200.000 auf 1,6 Millionen zurückgegangen.

Lernen, in religiöser Vielfalt zu leben

Als zentrale kirchliche Aufgabe nannte Jung die Integration von Flüchtlingen. Die Gesellschaft müsse in Zukunft noch mehr lernen, in religiöser Vielfalt zu leben. Außerdem müsse sie gemeinsam mit Juden, Muslimen und Angehörigen anderer Religionsgemeinschaften dazu beitragen, ein "gutes nachbarschaftliches Miteinander zu fördern und jeder Form von religiösem und weltanschaulichem Fundamentalismus entgegenzutreten."

Der aus Schlitz in Osthessen stammende Jung studierte in Bethel, Heidelberg und Göttingen. Von 1987 bis 1990 schloss sich eine Forschungstätigkeit im "Institutum Lutheranum" in Göttingen an. 1998 promovierte er mit einer Arbeit über "Schriftauslegung und Schriftverständnis bei Abraham Calov". Von 1993 bis 1997 war er Gemeindepfarrer in Stumpertenrod bei Alsfeld. Danach wirkte er als Gemeindepfarrer und Dekan in Lauterbach (Vogelsbergkreis).

24. November 2015