Der Ratsvorsitzende der EKD plädiert für einen "wertschätzenden Umgang" mit dem Islam

Frankfurt a.M./Osnabrück (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sieht in einem "wertschätzenden Umgang" mit dem Islam einen wichtigen Beitrag für ein Gelingen der Integration der Flüchtlinge. Muslime, die das Friedenspotenzial des Islam betonten, müssten unterstützt werden, empfahl der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern in einem Beitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung".  Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, kündigte an, die Laienorganisation wolle sich "gemeinsam mit Muslimen gegen die Pervertierung des Islam als Begründung für Terror und Mord einsetzen".

Von den Stärken der jeweils anderen Religionen ausgehen

Bedford-Strohm argumentierte, ein Umgang mit dem Islam, der diese Religion an den Ideen der Salafisten misst, falle denjenigen in den Rücken, die solche Fundamentalisten aus muslimischen Überzeugungen bekämpften. Im Umgang mit anderen Religionen kommt es dem EKD-Ratsvorsitzenden zufolge darauf an, von den Stärken der jeweils anderen Religionen auszugehen und diese zu fördern. "Wo auf der Basis eines solchen wechselseitig wertschätzenden Umgangs Vertrauen wächst, ist auch ein offener Umgang mit den jeweiligen Unterschieden zwischen den Religionen möglich", schrieb Bedford-Strohm.

Wenn aus Konfliktscheu menschenrechtswidrige Überzeugungen oder Praktiken ignoriert würden, verfehle interreligiöser Dialog sein Ziel, warnte der Theologe. Grundlagen für eine gelingende Integration sind Bedford-Strohm zufolge neben dem Erlernen der deutschen Sprache Toleranz, Religionsfreiheit, Gleichberechtigung sowie Zurückweisung von Rassismus und Antisemitismus.

Zu einem Schulterschluss mit muslimischen Gemeinden rief Zentralkomitee-Präsident Sternberg in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" auf. In Deutschland hätten muslimische Gemeinden bereits einige Aufklärungsarbeit geleistet. International wünsche er sich dagegen mehr Engagement. Was unter der Bezeichnung "Islamischer Staat" ablaufe, sei "nicht der Islam", ergänzte Sternberg. Allerdings nutzten die Terroristen Versatzstücke islamischer Strömungen. Daher sei es "nicht erstaunlich, wenn Menschen, die nicht differenzieren können, diese Propaganda für einen Bestandteil dieser Religion halten", sagte der Präsident der katholischen Laienbewegung.

Den Islam-Unterricht "aus der dunklen Ecke" holen

Sternberg sprach sich zudem für eine Etablierung des islamischen Religionsunterrichts an den Schulen aus. So könnte man dem Missbrauch der Religion das Wasser abgraben: "Wenn der Islamunterricht montags in der Früh auf dem Stundenplan stünde, man ihn damit gewissermaßen aus der dunklen Ecke holt, verlöre er im kriminellen Milieu an Anziehungskraft." Es sei anderseits ein Fehler davon auszugehen, dass sich die meisten muslimischen Gemeinden von gewaltbereiten Salafisten unterwandern ließen.

Als ordentliches Schulfach gibt es bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterricht in Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. In den meisten westdeutschen Bundesländern wird Islamunterricht mit verschiedenen Modellen im Schulversuch erprobt.

7. Dezember 2015