Bischof Hein: Kirche ist "kritisches Gegenüber" des Staates

Frankfurt a.M. (epd). Die freiheitliche Demokratie ist nach Ansicht von Bischof Martin Hein die geeigneteste aller
Staatsformen, weil sie es ermögliche, Freiheit zu verwirklichen. Die Übernahme von Verantwortung und bürgerschaftliches Engagement in der verbesserbaren Demokratie sei Pflicht des Christenmenschen, sagte der
leitende Geistliche der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck in Frankfurt am Main.

 "Es gibt keinen christlichen Staat als exklusives Modell", sagte Hein bei einer Veranstaltung des Arbeitskreises Jüdischer Sozialdemokraten zum Thema "Religion in der säkularen Gesellschaft". Der Staat müsse Schutz der Schwachen, Eindämmung von Gewalt, Partizipation "und natürlich auch die Freiheit der Religionsausübung" ermöglichen. Die Kirche werde immer ein "kritisches Gegenüber" zum Staat darstellen. Sie erinnere ihn an die
Verpflichtung zu Barmherzigkeit und Gerechtigkeit, sowie an die Sünde als Bedrohungspotenzial für Freiheit, erklärte der evangelische Theologe.

Im Idealfalle richte sich der Staat an der göttlichen Barmherzigkeit aus, weil darin die Begründung zu finden sei, die er
selbst nicht geben könne. "Der Staat als solcher ist immer säkular", sagte Hein  Die Staatsbürger könnten Christen sein und "als solche gute Demokraten". Sie begegneten dem demokratischen Staat in "kritischer Solidarität".

21. Dezember 2015