Diakonie warnt vor wachsender Armutsgefährdung von Frauen

Hannover (epd). Die Armutsgefährdung von Frauen ist der Diakonie zufolge alarmierend hoch. "Es rollt eine Welle von Altersarmut auf uns zu, die wir bis jetzt kaum wahrnehmen, die aber sprunghaft kommen wird", sagte der Vorstandssprecher der Diakonie in Niedersachsen, Christoph Künkel, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Seit 2010 sei die Quote armutsgefährdeter Frauen um vier Prozentpunkte auf 17,7 Prozent gestiegen.

Altersarmut von Frauen sei eine direkte Folge unterbrochener Erwerbsbiografien oder geringer Verdienstmöglichkeiten, unterstrich der evangelische Theologe. Die demografische Entwicklung zeige an, dass die Zahl der über 60-Jährigen in den kommenden Jahren auf über 30 Prozent der Gesamtbevölkerung anwachsen werde. "Davon haben viele in ihrem Berufsleben nicht so viel erwirtschaftet, dass sie davon leben können." Das werde die Zahl der Armen besonders unter den Frauen deutlich nach oben schnellen lassen. Die Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf müssten deutlich verbessert werden.

Trotz wirtschaftlichen Aufschwungs gerieten auch immer mehr alleinerziehende Frauen in die Armutsfalle, sagte Künkel. "Das sind oft Frauen, die häufig gar nicht erst eine Anstellung bekommen. Bei einem Bewerbungsgespräch hat die alleinerziehende Mutter fast immer das Nachsehen." Aufgrund immer noch unzureichender Kinderbetreuung könnten viele qualifizierte Frauen ihre Berufe nicht ausüben. "Das Land muss sich intensiver mit dieser Problematik befassen", forderte der Sozialexperte. Neben der persönlichen Problematik für die Betroffenen entstehe auch ein volkswirtschaftlicher Schaden, wenn qualifizierte Frauen nicht ihren Fähigkeiten entsprechend arbeiten könnten.

Konjunkturell gesehen stehe Deutschland innerhalb Europas blendend da, auch wenn die Zahlen nach unten korrigiert werden mussten. "Darüber dürfen wir froh und dankbar sein." Gleichzeitig sagten die Zahlen aber noch etwas ganz anderes aus, unterstrich Künkel: "Der Reichtum nimmt deutlich bei den schon immer Reichen zu, und die Armut steigt bei denjenigen, die vorher nicht arm waren. Da müssen wir dringend gegensteuern."

Der wichtigste Schritt sei, dass Politik und Wirtschaft die Situation zunächst einmal realistisch betrachteten, sagte Künkel: "Alle gesellschaftlichen Kräfte müssen hier in gemeinsamer Anstrengung die Ursachen herausarbeiten und das Problem nachhaltig lösen."

Das Diakonische Werk evangelischer Kirchen in Niedersachsen gehört nach eigenen Angaben mit rund 70.000 hauptamtlich Beschäftigten in mehr als 3.000 Einrichtungen sowie über 70.000 freiwilligen Helferinnen und Helfern landesweit zu den größten Wohlfahrtsverbänden.

www.diakonie-in-niedersachsen.de

5. Januar 2015