EKD-Bevollmächtigter Dutzmann begrüßt Arbeit der Missbrauchs-Kommission

Berlin (epd). Der Bevollmächtigte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Martin Dutzmann, hat die Berufung der "Aufarbeitungskommission Kindesmissbrauch" begrüßt. Die Aufarbeitung der Fälle, mehr Wissen um sexualisierte Gewalt und die Erfahrungen der Betroffenen könnten Institutionen wie den Kirchen helfen, präventiv tätig zu werden. Außerdem sei es für die ganze Gesellschaf wichtig, das Ausmaß, die Ursachen und die Folgen sexuellen Kindesmissbrauchs zu erfassen.

Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, hatte in Berlin die Berufung von sieben Mitgliedern bekannt gegeben. Damit kann die Kommission nun ihre Arbeit beginnen. Er erhoffe sich Antworten, warum so viele Menschen tatenlos wegsehen, obwohl das den Kindern zugefügte Unrecht kaum schlimmer sein könne, sagte Rörig.

Systematik hinter den Verbrechen erkennen

Im Zentrum der Arbeit der Kommission soll die Anhörung Betroffener stehen, die in Institutionen oder im privaten Umfeld als Kinder unter sexueller Gewalt gelitten haben. Rörig sagte, erst durch eine konsequente Aufarbeitung der sexuellen Gewalt an Kindern werde die Gesellschaft die Systematik hinter diesen Verbrechen erkennen und mehr über die Täter, Verharmloser und Unterstützer erfahren.

Der Bundestag hatte die Einrichtung der Kommission im vorigen Sommer beschlossen und ein Budget von 1,4 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung gestellt. Es wird aus dem Etat des Familien- und des Justizministeriums finanziert. Das Gremium kann Forschungsaufträge vergeben. Es soll Kriterien erarbeiten, nach denen Organisationen Missbrauchsfälle aufarbeiten können.

Erste unabhängige Aufarbeitung

Die Kommission unter Vorsitz der Frankfurter Kindheitsforscherin Sabine Andresen will noch im Januar ihre Tätigkeit aufnehmen. Die Arbeit der Kommission, der auch die frühere Missbrauchsbeauftragte und frühere Bundesfamilienministerin Christine Bergmann (SPD) angehört, ist zunächst bis März 2019 befristet, dem Ende von Rörigs Amtszeit. Weitere Mitglieder sind die Sozialwissenschaftlerin und Frauenforscherin Barbara Kavemann, die frühere Präsidentin des Frankfurter Oberlandesgerichts Brigitte Tilmann, der Psychologe Heiner Keupp, der unter anderem die Aufarbeitungsstudie des Klosters Ettal leitete, der Sexualwissenschaftler Peer Briken sowie der Bildungshistoriker Jens Brachmann, der zu den Missbrauchsskandalen in der Odenwaldschule forscht.

Betroffenen-Vertreter hatten eine unabhängige Aufarbeitung gefordert, nachdem 2010 die Missbrauchsskandale in Einrichtungen der Kirchen und Internaten öffentlich geworden waren. Die bisherigen Untersuchungen waren von den Kirchen und Internaten selbst in Auftrag gegeben worden.

26. Januar 2016