EKD-Ratsvorsitzender Bedford-Strohm warnt vor aufkeimendem Rechtsterrorismus

München (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, mahnt zur "höchsten Wachsamkeit" gegenüber aufkeimendem Rechtsterrorismus. Dagegen müssten alle rechtsstaatlichen Mittel eingesetzt werden, genauso wie gegen den Rechtsradikalismus als dessen Nährboden, forderte Bedford-Strohm mit Blick auf die Flüchtlingsdebatte am 2. Februar in der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität laut vorab verbreitetem Redemanuskript. Dort sprach er vor Studenten über ethisch-theologische Aspekte der Migration.

"Menschliche Kälte, die unberührt bleibt vom Leid der Menschen"

Man könne in der Flüchtlingsfrage über alles reden: über Möglichkeiten der Steuerung der Flüchtlingsbewegungen, über die Notwendigkeit der Rückführung oder über Überforderungsgefühle. "Aber es darf dabei nie eine menschliche Kälte zum Ausdruck kommen, die unberührt bleibt vom Leid der Menschen, um die es geht", sagte Bedford-Strohm, der auch Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern ist. Das Reden über diese Ängste müsse von Empathie geprägt sein.

Viele Menschen machten sich derzeit Sorgen, dass die hohe Zahl der ankommenden Flüchtlinge irgendwann nicht mehr bewältigt werden könne, sagte Bedford-Strohm weiter. Empathie brauchten neben Flüchtlingen daher auch die, "die sich als Verlierer gesellschaftlicher Verteilungsprozesse fühlen", die Angst hätten, "dass nun die Schwachen gegen die Schwachen ausgespielt werden". Solche Ängste müssten offen ausgesprochen werden dürfen, "ohne dass sie gleich als politisch unkorrekt oder als unchristlich etikettiert werden".

Auch Menschen im Rückführungsverfahren mit Empathie behanden

Der evangelische Theologe betonte, es sei wichtig, dass Humanität und Herrschaft des Rechts immer aufeinander bezogen bleiben. Die Durchführung von Rechtsverfahren zur Entscheidung von Asylanträgen impliziere auch immer, "dass Menschen in ihre Herkunftsländer zurückkehren müssen". Aber auch dann gelte: Menschen, die auf falsche Versprechungen von Schlepperbanden hereingefallen seien und deshalb ihren Besitz verkauft hätten, müssten im Rückführungsverfahren mit Empathie behandelt werden.

3. Februar 2016