Kirchenpräsident Jung für Gleichberechtigung von Transsexuellen

Frankfurt a.M./Darmstadt (epd). Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung wirbt für eine Gleichberechtigung von Menschen jeglicher sexueller Orientierung in den evangelischen Kirchen. Die geschlechtliche und sexuelle Identität sei nicht die Folge einer freien Wahl, sagte Jung bei einer Tagung der Universität Frankfurt am Main über Transsexualität laut Redemanuskript. Für Menschen jeder sexuellen Prägung, "ob hetero-, homo-, bi- oder transsexuell gilt, dass sie gewissermaßen empfangen ist". Daher müsse die Debatte um die sexuelle Orientierung entmoralisiert werden.

Menschen in ihrer Individualität wahrnehmen

Der Kirchenpräsident gestand ein, dass die Kirchen im Umgang mit Homo- und Transsexuellen Schuld auf sich geladen hätten. Auch würden Menschen dieser Orientierung bis heute diskriminiert. Theologisch dürften aber andere geschlechtliche Orientierungen als die zwischen Frau und Mann nicht als defizitär beurteilt werden, weil das heutige Verständnis sexueller Vielfalt nicht im Horizont biblischer Texte stehe. Gerade die Bibel fordere heraus, "Menschen in ihrer Individualität wahrzunehmen und ihnen darin gerecht zu werden".

Die Wahrnehmung von sexueller Vielfalt bedeute nicht, dass ethisch-moralische Maßstäbe egal seien, stellte Jung klar. Aus dem biblischen Zeugnis müssten Maßstäbe für ein gerechtes Miteinander der Geschlechter und für verantwortlich gelebte Sexualität gefunden werden.

Der Kirchenpräsident regte an, dass die evangelischen Kirchen zum 500-Jahr-Jubiläum der Reformation 2017 einen Beitrag dazu leisten, dass Diskriminierung aufgrund von geschlechtlicher oder sexueller Identität und Orientierung ein Ende hat. "In der evangelischen Kirche sollen sich Menschen jeglichen Geschlechts und verschiedener sexueller Prägung von Gott geliebt und angenommen fühlen."

5. Februar 2016